Johannes Lichdi: Radfahren als Mobilitätsform des Alltags wird oft weder ernst genommen noch gefördert

Es gilt das gesprochene Wort!
(…) Radfahren hat eigentlich nur Vorteile: Radfahren ist gemeinsam mit dem Fußverkehr die gesundheitsförderlichste, umwelt- und klimafreundlichste sowie stadtverträglichste und kostengünstigste Variante von Mobilität. Diese Sätze haben sie schon alle einmal gehört, aber haben Sie sie verstanden?
Wir haben ein massives Problem: Sie hier und auch die Entscheidungsträger in den Kommunalparlamenten sind in der Regel männlich, stehen im besten Alter und mitten im Berufsleben, sie führen oft die klassische Hausfrauenehe, das heißt, die Hausarbeit, die Kindererziehung und die Versorgung leisten ihre Ehefrau. Selbstverständlich fahren sie früh zur Arbeit mit dem Auto und vielleicht leisten Sie sich einen Zweitwagen für die Besorgungen der Ehefrau. Merken Sie was? – Radfahren kommt dabei nicht vor – außer wenn sie am Wochenende – selten genug! – mal ein paar Kilometer im Grünen fahren wollen.
Entsprechend sieht auch die Radpolitik aus: Radfahren wird als netter Zusatz, als „Luxusproblem“ betrachtet, wenn man die „eigentlichen“ Verkehrsprobleme wie etwa eine Verbreiterung der Straße gelöst hat. Wenn dann noch Platz übrig bleibt, kann man ja den Radfahrern einen Weg bauen. Doch eigentlich können sie ja auf der Straße oder dem Fußweg fahren. Aber da Autofahrer Radfahrer auf der Straße hassen, dann doch lieber ein gemeinsamer Fuß- und Radweg.
Das Kernproblem ist, dass im Allgemeinen Radfahren als Mobilitätsform des Alltags weder ernst genommen noch gefördert wird. Dies hat nicht nur eine städtebauliche Vernachlässigung der Belange der Radfahrer zu Folge, sondern gefährdet auch massiv die Sicherheit von Radfahrern. (…)
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