Datum: 18. September 2006

PM 2006-332: Japanisches Palais – künstlerisch-architektonisches Juwel darf nicht Haus der Zocker werden

Staatsregierung verspielt mit Casinoplänen Sachsens kulturelle Substanz
Mit Empörung hat die bündnisgrüne Landtagsfraktion Pressemeldungen aufgenommen, wonach das Japanische Palais in Dresden zum Spielcasino umgebaut werden soll. „Wenn diese Meldungen zutreffen, dann verspielt die Staatsregierung mit dem Japanischen Palais einen wichtigen Teil von Sachsens kultureller und geschichtlicher Substanz. Wem nichts besseres einfällt, als aus dem von Pöppelmann und Longuelune geschaffenen architektonischen Juwel ein Haus der Zocker zu machen, der ist kulturpolitisch am Ende. Der geschichtliche und kulturelle Glanz der Landeshauptstadt rührt nicht nur von Grünem Gewölbe und Sempergalerie her. Auch das Japanische Palais trägt seinen Teil zur Strahlkraft bei“, erklärt der Parlamentarische Geschäftsführer und kulturpolitische Sprecher Karl-Heinz Gerstenberg.
Seit dem Erwerb und Umbau unter August dem Starken als „Porzellanschloss“ ist das Japanische Palais stets künstlerisch-museal genutzt worden. Außer der Porzellansammlung waren in ihm Antikensammlung, Münzkabinett und Kurfürstliche Bibliothek (spätere Sächsische Landesbibliothek) untergebracht. Nach der Wiederherstellung des kriegszerstörten Palais wurde es Heimat für das Landesmuseum für Vorgeschichte und das Museum für Völkerkunde.
„Es war bereits ein schwerer Fehler, dass der Kabinettsbeschluss zum Haus der Archäologie die Zukunft des Japanischen Palais offen gelassen hat. Jetzt muss zumindest klar gestellt werden, dass diese Zukunft die kulturelle Tradition seit August dem Starken aufnimmt und sich nicht in Roulette-Tischen und einarmigen Banditen verliert“, so Gerstenberg. Ein Bedarf an Ausstellungsfläche sei dringend gegeben. Die gültige Museumskonzeption sähe die Unterbringung der Puppentheatersammlungen vor. Auch die Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen fristen ein Schattendasein am Rande der Stadt Dresden. „Noch 2004 wurde in einer europaweiten Ausschreibung für den 2. Bauabschnitt ein Ausbau entsprechend des Museumskonzeptes vorgesehen. Wenn daraus jetzt ein Spielcasino oder der Verkauf würden, wäre das ein trauriges Zeichen von Konzeptionslosigkeit in der Ära von Ministerin Ludwig.“