Datum: 19. September 2008

PM 2008-279: Artensterben – Rebhuhn, Braunkelchen und Kuckuck werden immer seltener

Agrarumweltmaßnahmen müssen reformiert werden
„Das weltweite Artensterben ist auch in Sachsen ein nicht zu vernachlässigendes Problem“, erklärt Johannes Lichdi, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, anlässlich der Konferenz ‚Internationale ökologische Forschung für eine nachhaltige Zukunft‘, die diese Woche in Leipzig stattfindet. 
„Großtrappe, Triel und Großer Brachvogel, das sind drei Vogelarten mit wohlklingenden Namen. Sie haben eins gemeinsam: Sie sind in den letzten 15 Jahren im Freistaat Sachsen ausgestorben“, so Lichdi. „Doch das ist leider nicht alles: Mindestens weitere 14 Tier- und zwei Pflanzenarten mit nicht weniger klangvollem Namen müssen mit dem Titel ‚In Sachsen ausgestorben‘ versehen werden. Dieser Trend ist so nicht weiter hinzunehmen.“
 
Besonders krass ist das Artensterben in Sachsens Agrarlandschaft. Nach Informationen des Nabu, Landesverbandes Sachsen, müssen in Sachsen 60-70 Prozent aller Arten des Offenlandes als gefährdet betrachtet werden. (Eckpunktepapier)
„Das Artensterben in der Agrarlandschaft hat beängstigende Züge angenommen. Die Bestände ehemals häufiger Arten wie Rebhuhn und Kiebitz sind ernsthaft bedroht. Aber auch für andere Arten wie das Braunkehlchen und den Kuckuck sieht es nicht gut aus“, kommentiert der Abgeordnete die ihn aus parlamentarischen Initiativen vorliegenden Zahlen. „Wir dürfen nicht warten, bis der letzte Vogel in der Agrarlandschaft ausgestorben ist.“
Lichdi fordert radikale Veränderungen in der Produktionsweise der hoch subventionierten Landwirtschaft. Besonders die jetzigen Agrarumweltmaßnahmen müssen reformiert werden. Jährlich werden in Sachsen Millionen von Euro für Agrarumweltmaßnahmen ausgegeben, ohne das Artensterben aufgehalten wird.
Es ist so zum Beispiel nicht nachzuvollziehen, warum 2006 in Sachsen nur auf 0,09 Prozent seiner Ackerflächen naturschutzgerecht gewirtschaftet wurde. https://publikationen.sachsen.de/bdb/showDetails.do?id=415238 Die Daten für Lichdis Äußerungen lieferte die sächsische Staatsregierung. Sie  antwortete auf die Großen Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag ‚Biodiversität im Freistaat Sachsen‘ (Drs. 4/11590).
Die Staatsregierung Sachsen gibt in der Großen Anfrage für Vögel der Agrarlandschaft folgende Rückgangszahlen an.
Rebhuhn:   Rückgang von 1990 – 2007 um 88 Prozent,
Braunkehlchen: Rückgang 1990 – 2007um ca. 50 Prozent,  
Feldlerche:  Rückgang 1990-2007 um ca. 55 Prozent,
Kiebitz  Rückgang 1993-2007 um ca. 68 Prozent,
Kuckuck:  Rückgang 1990-2007 um 42 Prozent.
Weitere Quellen für die Daten:Kleine Anfrage Kiebitz (Drs. 4/11144)Kleine Anfrage Kuckuck (4/12293)
In Leipzig findet vom 15.-19. September 2008 die bisher größte Konferenz von Ökologen aus ganz Europa statt. Etwa 1.000 Fachleute aus 30 Ländern beraten in der Messestadt das Thema Artenvielfalt.