Datum: 04. Februar 2011

PM 2011-031: CCS-Anhörung – GRÜNE: Selbst Vattenfall sieht keinen Einsatz der Technologie vor dem Jahr 2025

Die heutige Landtags-Anhörung zum Einsatz der sog. CCS-Technologie (CO2-Abscheidung) in Braunkohlekraftwerken wurde zum Offenbarungseid.
Der als Sachverständiger geladene Vattenfall-Vorstand Hubertus Altmann musste eingestehen, dass die CCS-Technologie frühestens Mitte des nächsten Jahrzehnts großtechnisch verfügbar sein wird. Zudem wurde bestätigt, dass es keine Nachrüstungspläne für die bestehenden sächsischen Braunkohlekraftwerke gibt.
"Die ganze Prozesskette von der Stromerzeugung über den Transport bis hin zur Lagerung ist technisch noch im Anfangsstadium. Keiner kann sagen, ob es sich jemals rechnet. Dazu kommen jede Menge rechtlicher Probleme", erklärte dazu Johannes Lichdi, energiepolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, wenig überrascht.
"Damit ist der sächsische Klimaaktionsplan hinfällig", stellt Lichdi fest. "Dieser enthält die Zielstellung, den Ausstoß der Treibhausgase in Sachsen  bis zum Jahr 2020 um 21 Prozent zu verringern. Darum muss jetzt endlich mit dem Einsatz erneuerbarer Energien und Energieeffizienz ernst gemacht werden, um das für den Klimaschutz notwendige Reduktionsziel zu erreichen."
Der Sachverständige Andreas Schulheiß, Leiter Erzeugung bei ‚eins energie‘ (Chemnitz), berichtete, dass sein Unternehmen die Umrüstung des Chemnitzer Braunkohlekraftwerkes auf Gas plant und nicht die Nachrüstung mit der CCS-Technologie. Denn dies wäre am Standort Chemnitz schon aus Platzgründen nicht möglich.
"Eines ist heute in der Anhörung für jeden deutlich geworden: Die CCS-Technologie ist sehr teuer und ineffizient. In den nächsten 15 Jahren wird sie nicht einsetzbar sein", macht Lichdi deutlich. "Die Staatsregierung sollte aufhören von der Chimäre ‚CCS‘ zu reden und lieber ein zukunftsfähiges Programm für die Braunkohleregionen in der Lausitz und im Südraum Leipzig erarbeiten."
Erste Anzeichen für ein vorsichtiges Abrücken der Koalition von der CCS-Technologie meint der grüne Abgeordnete zu erkennen. Der FDP-Wirtschaftsminister Sven Morlok schrieb am 15. Oktober 2010 in seiner Stellungnahme zu einem Landtagsantrag (Drs. 5/3568): "Stattdessen sollten heimische Kohlevorkommen künftig vor allem stofflich genutzt und nicht verbrannt werden. Die Wirkungsgrade der Prozessketten sind hier deutlich höher gegenüber der Verbrennung und CO2-Nutzung." » Hintergrundpapier des Abgeordneten Lichdi ‚CCS als Option für Klimaschutz in der Sächsischen Energieversorgung?‘ Ziel der CCS-Technik (Carbon Capture & Storage) ist die Verringerung der bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehenden Kohlendioxid-Emissionen durch ein Abscheideverfahren mit anschließender unterirdischer Lagerung.