Datum: 02. September 2011

PM 2011-276: Anhörung zu Wilddichten und Waldumbau – Experten einig: zu hohe Wilddichten gefährden sächsischen Waldumbau

Die von der GRÜNEN-Fraktion beantragte Landtagsanhörung zu den von der Staatsregierung geplanten Änderungen im Jagdgesetz, ergab im heute tagenden Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft ein eindeutiges Ergebnis.
Die Experten waren sich einig, dass der in Sachsen nötige Waldumbau zu stabilen Mischwäldern an Verbissschäden durch überhöhte Wildbestände zu scheitern droht.
"Sächsischer Waldumbau ist derzeit überwiegend nur hinter teuren Zäunen möglich", erklärt Johannes Lichdi, naturschutzpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion.
Nach Angaben der Sächsischen Staatsregierung und der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Sachsen e.V. liegen die durch Zaunbau und Wildschutz verursachten Kosten zwischen 11 und 13 Euro pro Hektar Waldfläche.
"Dadurch entstehen allein dem Sachsenforst jährliche Kosten von ca. 3,25 Mio Euro", rechnet der Abgeordnete vor.
Prof. Dr. Michael Müller vom Institut für Waldbau und Forstschutz der TU Dresden machte deutlich, dass die Förderung einer im Wald nachgewiesenen Naturverjüngung viel wirksamer und kostengünstiger wäre als die derzeitige Konzentration auf teure Zaunbauten.
"Vielleicht lohnt sich für Umweltminister Frank Kupfer (CDU) hier ein Blick nach Bayern. Dort werden keinen Zaunbauten mehr gefördert sondern die Waldbesitzer für konkrete Erfolge im Waldumbau vergütet. Dieser finanzielle Anreiz führt zu einer deutlichen Orientierung auf höhere Jagdergebnisse", so Lichdi.
Der Sachverständige der GRÜNEN-Fraktion, Dr. Torsten Vor, Abteilung Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen der Georg-August-Universität Göttingen, ergänzt:
"Während andere Bundesländer ihre forstlichen Gutachten intensivieren und ausbauen, will Sachsen im neuen Entwurf des Jagdgesetzes ganz darauf verzichten. Davon kann ich nur abraten." » Antrag der GRÜNEN-Fraktion "Naturnahen Waldumbau in Sachsen ermöglichen – Wilddichten anpassen" (Drs 5/5524)

Hintergrund:
Der Waldumbau in stabile Mischwälder ist erklärtes Ziel des Sächsischen Waldgesetzes. Wenn die Sächsische Staatsregierung im Internationalen Jahr der Wälder den Waldschutz ernst nimmt, muss sie zur Abschwächung der Folgen des Klimawandels beim Waldumbau, vor allem dem Umbau der Fichtenmonokulturen, deutlich zügiger handeln.
Derzeit gibt es in Sachsen mehr als 200.000 Hektar Staatswald. Die Waldumbaufläche liegt bei nur 1.300 bis 1.500 Hektar pro Jahr. Der Waldumbau auf diesen relativ kleinen Flächen, droht an stark überhöhten Schalenwildbeständen zu scheitern, und ist im Moment überwiegend nur hinter teuren Zäunen möglich. So beträgt der Anteil durch Zaun geschützter Verjüngungsflächen mit Laubbäumen über 50 Prozent.
Von den anderen 50 Prozent sind wiederum mehr als die Hälfte stark verbissen. Das Jagdziel, auf Dauer verträgliche Wilddichten zu schaffen, wurde in Sachsen bisher verfehlt.