Datum: 04. Mai 2012

PM 2012-139: Ehrenamt im Naturschutz – Viele warme Worte aber keine Angebote

Zur heute von Umweltminister Frank Kupfer (CDU) vorgestellten Studie des Instituts für ökologische Raumentwicklung Dresden (IÖR) im Auftrag des Umweltministeriums erklärt Johannes Lichdi, naturschutzpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

"Es ist gut, dass Minister Kupfer nun endlich auf Druck des ehrenamtlichen Naturschutzes und der GRÜNEN-Fraktion die seit langem fertiggestellte Ehrenamtsstudie der Öffentlichkeit vorlegt. Die Studie zeigt, dass die Naturfreunde im ehrenamtliche Naturschutzdienst sowie den Naturschutz- und Landschaftspflegeverbänden eine unersetzbar wichtige Arbeit für das Allgemeinwohl und unsere natürlichen Lebensgrundlagen leisten. Das IÖR schätzt den Gegenwert dieser ca. 700.000 Arbeitsstunden auf ca. 20 Million Euro im Jahr. Dafür spreche ich den vielen Ehrenamtlichen auch den Dank der GRÜNEN-Fraktion im Landtag aus."

Leider finden sich zu wenig jüngere Menschen für die Naturschutzarbeit. "Zur Nachwuchsgewinnung ist mehr Engagement des Freistaats in der Umweltbildung, etwa bei der Lehrplangestaltung und durch Förderung von Umweltbildungsstationen erforderlich", fordert daher Lichdi.

Die Studie fördert aber auch zu Tage, dass der ehrenamtliche Naturschutz durch Missachtung der Behörden, mangelnde öffentliche Anerkennung und Unterfinanzierung praktischer Naturschutzmaßnahmen ausgezehrt wird. Dazu Lichdi:

"Leider müssen die Naturschützer landauf landab die Erfahrung machen, dass ihre Hinweise und Vorschläge von Behörden oft vom Tisch gewischt werden. Dies schafft Ärger und Enttäuschung. Verantwortlich dafür sind nicht die oft engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unteren Naturschutzbehörden, sondern die gezielte Zerschlagung des Umweltsachverstands in den Staatlichen Umweltfachämtern 2005 und die Eingliederung in die Kreisverwaltungen (Kommunalisierung 2008) samt folgender und beabsichtigter personeller Ausdünnung."

"So lange Naturschutz ‚von oben‘ nicht gewollt ist und Kontakte zu Naturschützern als karriereschädlich gelten, wird sich die Lage auch nicht verbessern," meint Lichdi. "Ein paar Initiativen mehr zur Weiterbildung und die amtliche Organisation örtlicher Naturschutztage sind zwar nicht falsch, aber völlig unzureichend. Außer warmen Worten hat der Minister keine Angebote an die ehrenamtlichen Naturschützer."

"Insbesondere hat Kupfer keine Erhöhung der Entschädigung für die Naturschutzdiensthelfer im Haushaltsentwurf 2013/14 angekündigt, wie vom IÖR vorgeschlagen."