Datum: 01. Juni 2012

PM 2012-173: Morlok verschläft Bedeutung des Radverkehrs

Zum europäischen Tag des Fahrrades erklärt Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Landtagsfraktion:
"Wir freuen uns, dass die Sachsen das Fahrrad zunehmend zu schätzen wissen. Doch Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) verschläft die steigende Beliebtheit des umweltfreundlichen Verkehrsmittels nicht nur, sondern behindert diesen Trend sogar."

Sachsen hat die finanzielle Förderung für den Radwegeausbau von sechs Millionen Euro jährlich im Jahre 2010 auf nur noch vier Millionen Euro reduziert. Völlig kontraproduktiv war die Entscheidung der Staatsregierung vor einem Jahr, in der Sächsischen Bauordnung die Stellplatzpflicht für Radanlagen auf kommunaler Ebene zu schwächen. Durch diese Entscheidung wurde die Stellplatzsituation für Radfahrer in sächsischen Städten entscheidend verschlechtert. Ich sehe die Staatsregierung in der Pflicht, den Radverkehr entsprechend seiner zunehmenden Bedeutung endlich aktiv zu fördern", so die Abgeordnete.
"Sehr gern kann er sich dabei an unserem Ausführlichen Antrag zur Förderung des Radverkehrs orientieren."

"Auch im aktuellen Landesverkehrsplan vernachlässigt der Freistaat den Radverkehr so gut wie vollständig. Bei den Prognosen zur Verkehrsmittelwahl für 2025 wird der Anteil des Rad- und Fußverkehrs nicht einmal im Einzelnen aufgeschlüsselt. Auf so einer Grundlage lässt sich eine landesweite Radverkehrsplanung kaum realisieren", erklärt Jähnigen.

Warum Sachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) immer noch daran festhält, den Straßenbau zu forcieren, anstatt dem gesellschaftlichen Trend zu klimaneutraler und gesundheitsbewusster Mobilität Rechnung zu tragen, ist für die GRÜNE-Landtagsfraktion unverständlich.

"Das Potenzial des Radverkehrs ist in Sachsen bei weitem nicht ausgeschöpft. Radverkehrspolitik genießt in anderen Bundesländern durchaus einen höheren Stellenwert. Einige Länder betreiben schon seit Jahren eine aktive und engagierte Fahrradförderung und konnten den Radverkehrsanteil sogar erhöhen wie z.B. Nordrhein-Westfalen. Neben dem großzügigen Bau und Erhalt von Radwegen gehören dazu auch die Durchsetzung einer landesweit einheitlichen Beschilderung der Radrouten, die Errichtung von Fahrradstationen und die Gründung des Fahrradnetzwerkes ‚Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte (AGFS)‘, um die Kooperation zwischen den Gemeinden zu verbessern", so Jähnigen.
» GRÜNER Antrag "Radverkehr in Sachsen fördern" (Drs. 5/7601)

Hintergrund:
Anlässlich des 20. Jahrestages der Konferenz von Rio veranstaltet die Freiberger Agenda 21 am kommenden Sonntag (03.06.2012) von 14 bis 18 Uhr in Freiberg, Obermarkt, einen Aktionstag zum Thema "Nachhaltigkeit" mit dem Schwerpunkt Radverkehr. Eva Jähnigen wird mit dem Lastenfahrrad der GRÜNEN-Fraktion daran teilnehmen.
Darüber hinaus gibt es Fahrrad-Kino selbstgemacht – Fahrräder treiben einen Projektor an, einen Geschicklichkeitsparcours für Kinder, eine Fahrrad-Ausstellung mit alten und außergewöhnlichen Fahrrädern, Infos zur nachhaltigen Mobilität, Brems- und Reaktionstest für Erwachsene, E-Bike ausprobiere.
Laut Statistischem Landesamt des Freistaates Sachsen besitzen inzwischen 96 Prozent der sächsischen Privathaushalte mit Kindern mindestens ein Fahrrad. Ebenso wie 61 Prozent der Alleinlebenden. Fahrradfahren sei hierbei für viele Sachsen nicht nur ein Freizeitvergnügen. Jeder zehnte Erwerbstätige fahre mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz. Auch für Schüler und Studenten sei das Fahrrad ein wichtiges Verkehrsmittel. Elf Prozent von ihnen führen damit täglich zur Schule oder Hochschule.
Das Fahrrad als Verkehrsmittel im Alltagsverkehr verzeichnete in den vergangenen Jahren auch in Sachsen erhebliche Zuwächse. Der Anteil der mit dem Fahrrad als Hauptverkehrsmittel zurückgelegten Wege steigt vor allem (aber nicht ausschließlich) in den sächsischen Ballungsräumen. Als Beispiel seien folgende Radweganteile sächsischer Kommunen genannt: Dresden, 16 Prozent, Leipzig, 14,4 Prozent, Coswig/Radebeul, 21,5 Prozent, und Großenhain 20,9 Prozent (Quelle: Verkehrserhebung Mobilität in Städten – System repräsentativer Verkehrsbefragungen SrV, TU Dresden).