Datum: 13. November 2015

Landtagsdebatte – GRÜNE fordern mehr Personal für die schulische Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

(2015-386) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert mehr Anstrengungen bei der schulischen Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, insbesondere mehr Personal für das Fach "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) an den Schulen sowie Unterstützung seitens der Schulaufsicht.
Dazu hat sie einen Antrag vorgelegt, der am kommenden Freitag (20.11.2015) in der Landtagssitzung behandelt wird.
Petra Zais, bildungs- und migrationspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion, erklärt dazu:
"Sachsen ist bei der schulischen Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund konzeptionell gut aufgestellt. Der DaZ-Unterricht und die schrittweise Integration der Kinder und Jugendlichen in die Regelklasse ist eine Erfolgsgeschichte. Diese wird dadurch gefährdet, dass zu langsam und zögerlich auf den Anstieg der Zahl der Schutzsuchenden reagiert wird. Dabei ist rund jeder dritte nach Deutschland kommende Flüchtling oder Asylsuchende unter 18 Jahren und damit in der Regel schulpflichtig. Durch die deutschlandweite Verteilung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ab 1. November 2015 werden sich die Zahlen weiter erhöhen."
Waren es zu Schuljahresbeginn 2014/15 noch rund 2.100 Schülerinnen und Schüler in Vorbereitungsklassen an sächsischen Schulen, so hat sich ihre Zahl binnen eines Jahres auf derzeit gut 5.000 mehr als verdoppelt. Längst stehen nicht mehr in ausreichendem Maße Lehrerinnen und Lehrern für das Fach DaZ zur Verfügung.
"Derzeit gibt es lediglich einen Studiengang für das Lehramtserweiterungsfach DaZ an der Universität Leipzig mit nur 15 Studienplätzen. Das ist völlig unzureichend. Wir wollen die Verankerung eines DaZ-Moduls in allen Lehrämtern und an allen lehramtsausbildenden Universitäten, um die angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf diese anspruchsvolle Aufgabe vorzubereiten."
"Begrüßenswert ist die bereits erfolgte Aufstockung der DaZ-Fortbildungskapazitäten. Diese sollten dem Bedarf entsprechend weiter ausgebaut werden. Wir fordern außerdem mehr personelle Ressourcen in der Schulaufsicht und -verwaltung und eine Erhöhung der Anrechnungsstunden für Betreuungslehrer, die an den Schulen die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund begleiten."
"Der Einsatz von Dolmetschern im schulischen Zusammenhang ist bisher nirgends festgelegt, was angesichts der oft beschriebenen Sprachbarrieren durchaus verwundert. Die Kommunikation mit und die Einbindung von Eltern von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund muss zwingend verbessert werden."
"Die ‚Sächsische Konzeption zur Integration von Migranten‘ stammt aus dem Jahr 2000. Sie ist damit nicht automatisch überholt, scheitert aber immer öfter in der praktischen Umsetzung. Vielerorts wird zu schwerfällig agiert, Absprachen dauern zu lange oder Standards werden kurzerhand abgesenkt. Die Staatsregierung, insbesondere das Kultus- und das Wissenschaftsministerium sowie der Landtag sollten ihre Handlungsspielräume und Kompetenzen nutzen, damit die Qualität des Unterrichts und die Bildungschancen aller Kinder und Jugendlichen gewahrt bleiben."
» GRÜNER Antrag "Schulische Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sicherstellen" (Drs 6/2774) sowie Stellungnahme der Staatsregierung
» Antwort der Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE) "Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an sächsischen Schulen" (Drs 6/414)
» Antwort der Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE) "Personal für die schulische Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund" (Drs 6/415)
» Antwort der Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE) "Kosten für DolmetscherInnen" (Drs 6/2553)