Datum: 22. Dezember 2016

Waldzustandsbericht 2016 – Grüne fordern entschlossenes Handeln beim Waldumbau

Waldzustandsbericht 2016 – Grüne fordern entschlossenes Handeln beim Waldumbau

(2016-373) "Der sächsische Wald ist im Dauerstress. Sein Zustand ist wie seit Jahren auf einem niedrigen Niveau", kommentiert Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion die heutige Vorstellung des Waldzustandsberichts durch Umweltminister Thomas Schmidt (CDU).

Laut aktuellem Waldzustandsbericht ist deutlich weniger als die Hälfte der sächsischen Waldbäume als gesund einzustufen. Mit 47 Prozent ‚deutlichen Schäden‘ (Schadstufen 2 – 4) geht es ausgerechnet der dringend benötigten Laubbaumart Buche in Sachsen deutlich schlechter. "Es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Auf der Hälfte der rund 200.000 Hektar des Staatswaldes wachsen Fichten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Immer noch überwiegen artenarme Monokulturen von Nadelbäumen. Diese sind besonders anfällig gegen Trockenheit und Schädlingsbefall. Vom Ideal naturnaher struktur- und artenreicher Wälder sind wir noch sehr weit entfernt."

"Die Fichtenbestände im Flachland müssen durch größere Anteile von Laubbäumen ersetzt werden. Laubbäume nehmen aktuell allerdings lediglich ein Drittel Waldfläche des Freistaates Sachsen ein. Der Flächenanteil der natürlicherweise vorkommenden Hauptbaumarten Eiche und Buche beträgt zusammen sogar weniger als 15 Prozent. Das ist viel zu wenig", kritisiert Günther.
"Wenn die Staatsregierung das Ziel eines naturnahen, standortgerechten Laub- und Mischwaldes erreichen will, dann müsste sie allerdings beim Waldumbau entschlossener handeln."

"Die Waldumbaufläche lag in den letzten Jahren zwischen 1.300 und 1.500 Hektar pro Jahr. Geht es in dem Tempo weiter, braucht es noch 100 Jahre, um den Wald für den Klimawandel fit zu machen. Um den Waldumbau voranzubringen, ist eine deutlich konsequentere Bestandsregulierung des Schalen- und des Schwarzwilds nötig. Ziel ist dabei die standortgemäße Verjüngung ohne Zäune", erklärt der Landtagsabgeordnete.

"Den in den letzten Jahren deutlich gesteigerten Holzeinschlag im Staatswald sehen wir kritisch. Aktuell zeigt sich immer mehr, dass die sächsische Forstwirtschaft voll auf Rationalisierung setzt – mit immer größeren bodenverdichtenden Maschinen, mit immer größeren Revieren und offenbar auch wieder mit mehr Kahlschlägen."

"Der Erhalt der Biodiversität muss im sächsischen Wald eine viel größere Rolle als bisher spielen. Wenn wir das Ökosystem Wald auch in Zeiten des Klimawandels erhalten wollen, dann müssten wir der Regenerationsfähigkeit und Stabilität des Waldes wesentlich mehr Raum einräumen", erläutert Günther.
"Wir GRÜNEN wollen den Anteil der Waldflächen, in denen natürliche Prozesse ungestört ablaufen können, die also von der Nutzung durch die Forstwirtschaft ausgeschlossen sind, mittelfristig im Staatswald auf zehn Prozent erhöhen.
Wir brauchen dringend ökologische Mindeststandards für eine naturnahe Waldwirtschaft."

"Es reicht nicht, wenn Minister Schmidt nur über Nachhaltigkeit redet – es ist endlich Zeit zum Handeln. Deshalb fordern wir GRÜNEN, dass die sächsischen Staatswälder endlich nach den internationalen Kriterien für verantwortungsvolle Waldwirtschaft des ‚Forest Stewardship Council‘ (FSC) bewirtschaftet werden. Nach den anspruchsvollen ökologischen und sozialen Qualitätsstandards wurde bisher allerdings erst ein Prozent der sächsischen Waldfläche zertifiziert. Es ist Zeit zum Handeln, Minister Schmidt!“

Dabei hilft ein Blick über den Tellerrand:
Die Wälder der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin sowie zahlreiche Gemeinde- und Privatwälder sind bereits nach den Standards des FSC zertifiziert.
Leitbild der angestrebten Wirtschaftswälder beim FSC-Siegel sind naturnahe Waldökosysteme, die sich bezüglich Baumartenzusammensetzung, Vorrat, Dynamik und Struktur den natürlichen Waldgesellschaften annähern.
Sachsenforst setzt nur auf die  Zertifizierung der ‚Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes‘ (PEFC). Das PEFC-Siegel wurde von der Holzindustrie Mitte der 1990er Jahre eingeführt, weil ihr die auf die Initiative von Umweltverbänden zurückgehende FSC-Zertifizierung zu ökologisch-anspruchsvoll und zu teuer war. Insofern ist PEFC als Mogelpackung zu betrachten.