Datum: 11. Januar 2019

An sächsischen Schulen kommt offenkundig immer noch rassistisches Lehrmaterial zum Einsatz

(2019-08) An sächsischen Schulen kommt offenkundig immer noch rassistisches Lehrmaterial zum Einsatz. Darüber wurde die Landtagsabgeordnete Petra Zais (GRÜNE) informiert, die sich deswegen mit einer Kleinen Anfrage an die Staatsregierung wandte.

Der GRÜNEN-Abgeordneten war eingescanntes Unterrichtsmaterial übermittelt worden. Das Material dokumentiert, dass im Unterricht einer 10. Klasse im Fach Biologie einer sächsischen Oberschule die >>Rassenlehre des Menschen<< Thema war. Es wurden verschiedene >>Rassenkreise<< ausgewiesen, denen von den Schülerinnen und Schülern typische Hautfarben, Haar-, Nasen- und Gesichtsformen zugeordnet werden mussten.

Kultusminister Christian Piwarz (CDU) begnügte sich in seiner Antwort auf die Kleine Anfrage damit, darauf hinzuweisen, dass das Kultusministerium die Inhalte des betreffenden Themenheftes (‚Naturwissenschaften Biologie, Chemie, Physik – Farben‘) nicht unterstützt.

„Diese Antwort des Ministers reicht mit nicht. Damit stiehlt sich die oberste Schulaufsichtsbehörde aus der Verantwortung“, kritisiert Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag. „Der Minister muss dem Einhalt gebieten!“

„Dass der Begriff >>Menschenrasse<< 2004 aus den sächsischen Lehrplänen gestrichen wurde, ist gut. Doch damit ist es nicht getan.“

„Es ist reichlich dürftig, wenn Piwarz auf die Eigenverantwortung der Schule und der Schulleitung verweist und an den allgemeinen Erziehungs- und Bildungsauftrag erinnert, der im Schulgesetz formuliert ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es keinerlei Reaktionsmöglichkeiten geben soll. Das rassistische Themenheft aus dem Verkehr zu ziehen, wäre das Mindeste.“

Seit 2017 sind alle Druckwerke, mit Ausnahme der Unterrichtsfächer Religion und Ethik, zulassungsfrei. Das heißt, welche Lehrbücher und Lehrmaterialien eingesetzt werden, entscheidet die Lehrerin oder der Lehrer.

„Die Freiheiten bei der Beschaffung und beim Einsatz von Lehr- und Lernmitteln sind grundsätzlich richtig. Weder geht es darum, sämtliches Unterrichtsmaterial einer Prüfung zu unterziehen, noch darum, die pädagogische Freiheit der Lehrerinnen und Lehrer zu beschneiden. Wenn aber offenkundig rassistisches Material im Unterricht verwendet wird, muss die Schulaufsicht eingreifen“, fordert Zais. „Alles andere wäre ein Skandal.“

Weitere Informationen:
» Antwort von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE) ‚“Rassenlehre des Menschen“ als Lehrinhalt an sächsischen Schulen?‘ (Drs 6/15731)