Datum: 15. April 2019

Rassistisches Lehrmaterial – Die Staatsregierung muss bei diesem Thema offenbar zum Jagen getragen werden

(2019-102) Nachdem die Landtagsabgeordnete Petra Zais Anfang des Jahres bekannt gemacht hatte, dass an Sachsens Schulen immer noch rassistisches Lehrmaterial zum Einsatz kommt, erreichten sie dazu zahlreiche Hinweise von Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrkräften.

Die Antworten von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) auf ihre Kleine Anfragen machen für sie deutlich: „Die Staatsregierung muss beim Thema ‚rassistisches Lehrmaterial‘ offenbar zum Jagen getragen werden. Auch 15 Jahre nach Streichung des Begriffes ‚Rasse‘ in Bezug auf den Menschen findet sich in Sachsens Lehrplänen noch immer eine rassistisch konnotierte Einteilung des Menschen.“

In der Antwort auf eine vorherige parlamentarische Anfrage zur Verwendung von rassistischem Lehrmaterial wurde, als Beleg für die Streichung des Begriffes Rasse, lediglich der Lehrplan Biologie der Oberschule zitiert. An vergleichbarer Stelle, im Themenbereich Stammesgeschichte des Menschen, heißt es im Lehrplan Biologie des Gymnasiums jedoch: >>Merkmale von europiden, negriden und mongoliden Menschen<<.

„Auch diese Einteilung ist rassistisch“, ärgert sich die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. „Kultusminister Piwarz antwortet mit keiner Silbe auf die Frage, wie mit der Kritik umgegangen wird, dass eine solche Einteilung aus wissenschaftlicher Sicht überholt ist und dem Irrglauben Vorschub leistet, es gäbe so etwas wie Menschenrassen. Lieber wird auf die laufende Überarbeitung des Lehrplans verwiesen. Das ist bezeichnend. Das Ministerium scheint sich geradezu ertappt zu fühlen.“
„Erfreulich ist, dass das rassistische Lehrmaterial aus dem Verkehr gezogen wurde, dessen Verwendung mir von einer Familie Ende letzten Jahres angezeigt wurde. Das ist ein toller Erfolg! Bedenklich ist jedoch, dass dazu erst der Druck einer parlamentarischen Anfrage und eine breite, auch bundesweite Berichterstattung notwendig war.“

„Die Meldekette bei solchen Vorfällen funktioniert einfach nicht. Der Kultusminister spricht von der Verantwortung der einzelnen Lehrkraft, der Rolle der Fach- und Gesamtlehrerkonferenz und der Gesamtverantwortung der Schulleitung. Bei Bekanntwerden des Einsatzes von Lernmitteln, die nicht den Vorgaben entsprechen, würden durch die Schulaufsicht >>angemessene Maßnahmen<< eingeleitet. Genau das ist im konkreten Fall aber nicht passiert. Gerade weil die Schulbuchzulassung nicht mehr in den Händen der Kultusbehörden liegt, braucht es ein Korrektiv. Ich erwarte zumindest, dass im Kultusministerium eine Stelle geschaffen oder benannt wird, an die man sich in solchen oder ähnlichen Fällen wenden kann. Rassismus hat nirgends einen Platz – erst recht nicht in Lehrplänen oder im Unterricht.“

Weitere Informationen:

» Antworten von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais ‚Merkmale von europiden, negriden und mongoliden Menschen‘ im Lehrplan Gymnasium Biologie‘ (Drs 6/16911)

Hintergrund:

» Antworten von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais Kleine Anfrage “Rassenlehre des Menschen‘ als Lehrinhalt an sächsischen Schulen?‘ (Drs 6/15731)