Antje Hermenau: Das Cluster Mikroelektronik darf nicht ins Rutschen kommen!

Es gilt das gesprochene Wort!
» Rede von Antje Hermenau auf YouTube
Es geht hier nicht darum, unsere knappen öffentlichen Ressourcen zur Sicherung einer überlebten Technologie zu verschleudern. Hier geht es um eine zeitlich befristete Minderheitsbeteiligung mit begrenztem Risiko zur Rettung eines zukunftsfähigen Standorts. […] Meine Damen und Herren – vor allen Dingen meine Herren –, wir müssen selber Entscheidungen treffen. Wir kommen in eine Situation, in der man nicht mehr um Hilfe bitten kann in Brüssel, in Berlin oder in Peking, indem man einfach nur Appelle dorthin richtet. Wir kommen in eine Situation, in der die Sachsen selber ihr Schicksal in die Hand nehmen müssen und in der in Sachsen selbst Entscheidungen getroffen werden müssen.
Was das angeht, erkenne ich Sie beide nur als entscheidungsunfreudig. Sie sagen: Wir stehen bereit, wenn einer vorbeikommt. – Das kommt mir ein bisschen so vor wie ein Tintenfisch, der unter einem Stein sitzt und wartet, dass mal ein Beutefisch vorbeikommt. So kann das doch nicht gehen. […] Unseres Wissens hat ein unabhängiges Gutachten im Auftrag des sächsischen Wirtschaftsministeriums bescheinigt, dass Qimonda gegenüber Wettbewerbern einen technologischen Vorsprung von mindestens anderthalb Jahren hat. Das ist für mich eine wichtige Größe: Qimonda wird dafür einen Markt haben und damit auch eine Zukunft.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie Sie wissen, bin ich absolut kein Fan von Staatsbetrieben. Ich bin froh, Herr Minister Jurk, dass sie einen „VEB Qimonda“ von vornherein ausgeschlossen haben.
Woran ich denke ist, dem Chiphersteller eine zeitlich befristete Übergangslösung zu ermöglichen. Dafür muss aber sichergestellt werden, dass das Unternehmen mit seinem Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsbereich im IT-Standort Dresden als wichtiger Teil dieser europäischen Schlüsseltechnologie erhalten werden kann. […] Wir können nicht riskieren, dass mit der drohenden Qimonda-Pleite das ganze Cluster Mikroelektronik ins Rutschen kommt. Diesem Cluster sind über 20.000 MitarbeiterInnen in  mehr als 200 Firmen zuzurechnen. […] Wenn es ein solches Netzwerk ist und Qimonda eine solch starke Stellung darin hat, muss man davon ausgehen – um mit den Worten der Kanzlerin zu sprechen -, dass diese Firma „systemrelevant“ ist.
Ich kann kurz erklären, was ich in diesem Zusammenhang mit „systemrelevant“ meine, damit nicht immer so gerätselt wird. Mikroelektronik finden Sie in jedem modernen Auto, aber nicht jedes Auto ist ein Opel. Das ist der Unterschied zwischen „systemrelevant“ und „nicht systemrelevant“.
Vollständiger Wortlaut als PDF zum herunterladen:
hermenau_2009-03-19_slt134_top1
Redemanuskript zur Qimonda-Sondersitzung