Antje Hermenau: Die beste Standortkampagne für den Freistaat? Ein Regierungswechsel – Slogan: In Sachsen tut sich endlich was!
Redebausteine der Abgeordneten Antje Hermenau zur Aktuellen Debatte "Mehr Schein als Sein: Imagekampagne statt Korrektur der Schadensbilanz?", 57. Sitzung des Sächsischen Landtages, 13. Juni 2012, TOP 1
– Es gilt das gesprochene Wort –
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Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Die Staatsregierung schätzt die Ausgangslage für ihre Imagekampagne falsch ein. Dabei hätte ihnen die Halbzeitbilanz eine Lehre sein sollen: auch hübsch verpackt, kann man schlechte Politik nicht vergessen machen. Schon gar nicht im Osten Deutschlands. Mit glänzender Verpackung ohne Inhalt haben wir genügend Erfahrungen gesammelt.
Selbst- und Fremdbild stimmen in Sachsen nicht überein.
Ingenieurselbstbespiegelung und Autosuggestion bestimmen des Selbstbild der Regierung – man könnte meinen, sie sucht selbst nach einer Identität.
Es wäre besser, wir könnten mit folgenden Sprüchen für unser Land werben:
- Tu was gegen Nazis: Sachsen ist ein tolerantes Land
- Zuwanderung und Integration: Sachsen ist ein weltoffenes Land
- Überdurchschnittliche Investitionen in Bildung und Forschung: Sachsen ist ein modernes LandSchütze Natur und Kultur: Sachsen ist ein traditionsbewusstes Land
- Schütze Natur und Kultur: Sachsen ist ein traditionsbewusstes Land
- Kümmere dich um die Hilfsbedürftigen: Sachsen ist ein soziales Land
Und wer sind eigentlich ihre Zielgruppen?
- Touristen?: Hier ist Sachsen gut aufgestellt, das Geld können sie sich also sparen.
- Investoren?: Die schauen sich für ihre Standortentscheidungen keine Fotos in Zeitungen an sondern ökonomische Eckdaten.
- Studierende?: Da haben wir mittlerweile so viele, dass die Kapazitäten kaum ausreichen.
- Fachkräfte?: Zur Eierschecke schweige ich aus Höflichkeit.
Wozu dient überhaupt eine Imagekampagne?
a) Man will für Außenstehende ein gemeinsames Image bilden.
b) Man will intern Identität stiften.
Was Sie wollen, ist vor allem, ihre schlechte Politik in den kommenden Wahljahren vergessen zu machen.
Sie agieren dabei nach alter Feldherrenlogik: Die zerfallenen sächsischen Truppen sollen wieder hinter einem starken Mann/Sachsen vereint werden – mit Vielfalt haben Sie es ja sowieso nicht so.
Was Sie vergessen, Personen machen Image. Schauen wir uns doch mal die Sachsen an, die als Multiplikatoren infrage kommen. Das sind die Staatsregierung und die Koalitionsspitzen. Sie ist medial am häufigsten überregional vertreten. Und welches Image verbreiten Sie da? Mir fällt nur ein: muffig, rückwärtsgewandt, arrogant. Nach Kurt dem Kurzen kommt Holger der Lange. Manchmal fehlt zur Größe aber eben ein Stückchen Kopf.
Zusammengefasst: Die beste Standortkampagne wäre ein Regierungswechsel.
Ich habe auch schon den Slogan: In Sachsen tut sich endlich was!