Lehrkräftebildung – Melcher: Ausbildung nicht zum Experimentierfeld schneller Ideologielösungen machen
Redebeitrag der Abgeordneten Christin Melcher (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktion AfD: „Flexibel, praxisnah, attraktiv – Lehrerbildung in Sachsen neu denken“
13. Sitzung des 8. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 20.05.2025, TOP 10
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
der Antrag der AfD verspricht „flexible“, „praxisnahe“ und „attraktive“ Lehrerbildung – doch hinter diesen Schlagworten verbirgt sich eine gefährliche Einbahnstraße: eine Schmalspurausbildung, die wissenschaftliche Tiefe und pädagogische Reflexion nahezu aushebelt.
Lehrkräfte sind mehr als reine Ausbildende. Sie vermitteln nicht nur Fakten, sondern schaffen Bezug zu komplexen Zusammenhängen, entwickeln Urteilsfähigkeit und fördern kritisches Denken. Wenn wir die universitäre Ausbildung beschneiden und durch sogenannte „Seminaristenschulen“ ersetzen, opfern wir genau das Fundament, auf dem gute Unterrichtsqualität beruht.
Eine pädagogische Hochschule nach AfD-Vorbild würde Wissenschaft, Fachlichkeit und Praxis künstlich trennen – ganz anders als unser bewährtes Modell, das all diese Elemente partnerschaftlich verzahnt.
Auch würde aus meiner Sicht eine Zentrale „Ein-Dach-Hochschule“ regionale Vielfalt und Kooperation zwischen Hochschulen, Universitäten und Schulen ausschließen und so vermutlich verhindern, dass die Fachkräfte in die verschiedenen Regionen Sachsen kommen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mehr Praxisanteile klingen erstmal verlockend, doch ohne angemessene Reflexionsphasen droht Aktionismus ohne Erkenntnisgewinn.
Unsere angehenden Lehrkräfte brauchen den Raum, um Unterrichtserfahrungen theoretisch aufzuarbeiten und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Beziehung zu setzen. Nur so kann echte Professionalität entstehen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir BÜNDNISGRÜNE lehnen den Antrag der AfD ab. Die Lehrkräfteausbildung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir dürfen sie nicht zum Experimentierfeld schneller Ideologielösungen machen.
Statt eines motivierten Schnellprogramms brauchen wir eine Lehrkräfteausbildung, die wissenschaftliche Exzellenz, pädagogische Tiefe und echte Praxisvernetzung in Einklang bringt.
Deshalb setzen wir auf erfolgreiche modellhafte Projekte wie das der TU Dresden in Ostsachsen, das Praxis-Phasen und universitäre Begleitung intelligent verzahnt – mit guten Ergebnissen: weniger Abbrecher, mehr Qualität im Unterricht und eine stärkere Bindung der Studierenden an den Beruf.
Lassen Sie uns solche Projekte mehr unterstützen, die tatsächliche Lösungen schaffen.
Vielen Dank!