Bildung & Corona – Melcher: Wir wollen pandemiebedingte Bildungsbrüche vermeiden und das System Schule stärken
Redebeitrag der Abgeordneten Christin Melcher (BÜNDNISGRÜNE) zur Zweiten Aktuellen Debatte auf Antrag der AfD-Fraktion „Bildungsdesaster in Sachsen“
29. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Dienstag, 18.05.2021, TOP 3
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit 15 Monaten befinden wir uns mitten in einer Pandemie. Seit 15 Monaten war sicherlich kein Bereich so sehr betroffen wie Schule und Kita. Seit 15 Monaten ringen wir demokratische Fraktionen darum, Teilhabe und Bildung und den Infektionsschutz in Einklang zu bringen.
Und wissen Sie, was ich von Ihnen in den letzten 15 Monaten vernommen habe?
Genau zwei Forderungen habe ich von Ihnen vernommen, um Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen:
Erstens: Schiefertafeln für alle
Während alle daran arbeiten, LernSax attraktiver und leistungsfähiger zu machen. Während Lehrkräfte, Schüler*innen und Politik darüber reden, wie Distanzlernen besser laufen kann. Während der Bund und Sachsen viel Geld für die längst notwendige Digitalisierung locker machen. Da fordern Sie Schiefertafeln.
Und die zweite Forderung, die ich wahrgenommen habe – das hatten wir hier ja auch schon öfters – war Ihre grandiose Idee, das Fach Gemeinschaftskunde zu streichen. Sie wollten mit dem Zugewinn an einer Unterrichtstunde aus dem Bereich der Gemeinschaftskunde die Fächer Mathematik, Biologie, Chemie, Physik und Sport ausgleichen. Das habe ich Ihnen ja damals schon vorgerechnet. Aber gut.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Chancengerechtigkeit ist für uns BÜNDNISGRÜNE ein zentraler Gradmesser für gute Bildung. Die Corona-Pandemie hat ohne Zweifel bestehende Bildungsungerechtigkeiten weiter verschärft. Leistungsschwächere und benachteiligte Schülerinnen und Schüler leiden unter fehlendem Präsenzunterricht deutlich stärker als leistungsstarke, die auch zu Hause Unterstützung erfahren.
Gleichwohl bleibt die Pandemie auch für Schülerinnen und Schüler, die bislang gut in der Schule zurechtkamen, nicht folgenlos. Ausgangspunkt unserer Überlegungen, um der fehlenden Präsenzzeit in Schule zu begegnen, sind zunächst Erkenntnisse zu den individuellen Lernrückständen. Dazu hat das Staatsministerium für Kultus bereits Diagnoseinstrumente entwickelt und den Schulen und Lehrkräften zur Verfügung gestellt.
Für uns BÜNDNISGRÜNE ist klar: Wir wollen das System Schule stärken. Wir haben daher auch in den Haushaltsverhandlungen einige wichtige Impulse gesetzt. Schulsozialarbeit, multiprofessionelle Teams an Schulen, zusätzliche Ressourcen für Schulen mit besonderen Bedarfen. All das entlastet die Lehrkräfte und ermöglicht eine individuelle Förderung. Auch die Mittel des Bundes werden hier sicherlich noch einiges bewirken.
Wir haben die digitale Infrastruktur gestärkt und werden sie weiterhin stärken. Schüler-Laptops, aber auch die Lehrer-Laptops werden finanziert, die Mittel des Bundes aus dem Digital-Pakt I werden zusätzlich einen Digitalisierungsschub mit sich bringen.
Uns war es vor allem wichtig, pandemiebedingte Bildungsbrüche unbedingt zu vermeiden. Deshalb haben wir während der Pandemie die Schuleingangsphase, der Übergang von der Grundschule auf eine weiterführende Schule sowie Abschlussklassen der verschiedenen Schularten, besonders in den Blick genommen. So haben mir jetzt schon viele Abiturient*innen gespiegelt, wie gut, trotz Pandemie, die Rahmenbedingungen für das Lernen waren. Und ich nehme Wetten an, dass auch dies wieder ein guter Jahrgang wird!
Darüber hinaus hat das Kultusministerium ja auch schon angekündigt, Lernpläne auszudünnen und kontinuierlich in den kommenden Jahren an der pandemiebedingten Lernrückständen zu arbeiten.
Sie sehen also, es wird an so vielen Stellen gehandelt und gemacht, um alle Kinder und Jugendlichen in und nach der Pandemie zu unterstützen. Schiefertafeln und die Streichung einer Stunde Gemeinschaftskunde in Klasse 7 sind sicherlich nicht die Antwort auf die Herausforderungen an Schulen!