Digitale Bildung – Zais: Das Wichtigste ist, die Lehrerinnen und Lehrer mitzunehmen, denn hier bestehen die größten Defizite
Rede der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE) in der 1. Aktuellen Debatte der Fraktionen CDU und SPD: "Bildung und Wissen der Zukunft – Lernen und Lehren im digitalen Zeitalter"
47. Sitzung des Sächsischen Landtags, 16. Dezember 2016, TOP 1
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
dass die Verabschiedung eines verbindlichen Rahmes für die Bildung in der digitalen Welt relativ zügig vonstattenging, zeugt von dem hohen Handlungsdruck, dem die Länder beim Thema digitale Bildung ausgesetzt waren und sind.
Die positive Nachricht ist: Wir haben eine Strategie und die Länder sind aufgeforderte, diese zügig umzusetzen. Und zügig bedeutet z. B. ganz konkret: bis zum Jahr 2021 soll jeder Schüler und jede Schülerin in Sachsen jederzeit eine digitale Lernumgebung und einen Zugang zum Internet nutzen können. Das ist – angesichts der tatsächlichen Rahmenbedingungen in Sachsens Schulen ein mehr als ambitioniertes Ziel. Wir sind gespannt, wie in den nächsten beiden Jahren die Weichenstellungen erfolgen werden.
Sich allein auf den Bund bei der Finanzierung der notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen für die Zurverfügungstellung einer digitalen Lernumgebung zu verlassen, wird nicht ausreichen. Denn über fünf Jahre verteilt bedeuten die 5 Mrd. Euro des Bundes für die ca. 40.000 Schulen in Deutschland gerade mal 25.000 Euro pro Schule und Jahr. Da bleibt auch in Sachsen ausreichend zu tun. Im gestern beschlossenen Doppelhaushalt steht dazu nicht viel drin.
Doch es sind nicht nur die zu beseitigenden Defizite bei der Schaffung einer funktionssicheren und leistungsfähigen digitalen Infrastruktur für Schulen und Schülerinnen und Schüler.
Für mich ist das Wichtigste, die Lehrerinnen und Lehrer mitzunehmen, denn hier bestehen die größten Defizite. Hinsichtlich der IT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler wissen wir, spielt Deutschland nicht im Spitzenfeld mit. Betrachten wir darüber hinaus die Selbsteinschätzung der medienbezogenen Kompetenzen der Lehrpersonen in der Sekundarstufe I, verorten sich die sächsischen Lehrkräfte in der unteren Ländergruppe (S.198 Studie) – nachzulesen in im Länderindikator 2016 Digitale Bildung.
Noch wichtiger als Geld ist zunächst das rasche Entwickeln digitaler Kerncurricula in Schule, Ausbildung und Studium. Es geht um Fortbildung und Qualifizierung der Lehrerinnen und Lehrer. Eine wichtige Botschaft ist: die Digitalisierung tastet den analogen Kern des Lehrerberufs nicht an, sondern eröffnet neue Möglichkeiten. Gute Pädagogik bleibt gute Pädagogik.
Digitale Bildung wird – ob wir wollen oder nicht – Alltag werden. An uns liegt es dafür zu sorgen, dass dabei der Kern humanistischer Bildung und der für uns als Teil guter Pädagogik selbstverständlich zu vermittelnde Wertekodex nicht auf der Strecke bleibt.
Zum Schluss ein Zitat: „Der Erfolg dieser Bemühungen steht und fällt nicht mit der Technologie. Er steht und fällt mit der Qualität der Lehrer“ (Dr. Mark Speich, GF der Vodafone Stiftung/„Zurück in die Zukunft – Mit Aristoteles in die digitale Welt von Morgen).