Dr. Karl-Heinz Gerstenberg; Dr. Külow hat nach meiner Überzeugung stets nur das offenbart, was ohnehin nicht länger zu leugnen war

Es gilt das gesprochene Wort!
(…) Die Offenlegung der Spitzelarbeit von Volker Külow vor den Wählerinnen und Wählern las sich im Wahlkampf-Faltblatt 2004 so: „Durch meine wissenschaftliche Mitarbeit an der internationalen Marx-Engels-Gesamtausgabe war ich auch im Ausland tätig und hatte in diesem Zusammenhang ab 1988 Kontakte zur Hauptverwaltung Aufklärung des MfS.“ In Anbetracht der vorliegenden Sachverhalte kann ich nur sagen: Das ist keine Offenheit, sondern größtmögliche Beschönigung der Realität.
Ob gegenüber Öffentlichkeit, ob im Bewertungsausschuss: Dr. Külow hat nach meiner Überzeugung stets nur das offenbart, was ohnehin nicht länger zu leugnen war. Lange hatte ich gewisse Zweifel, ob die Ursache dafür nicht doch Verdrängung oder Vergessen sein kann. Von diesen Zweifeln hat mich, Ironie der Geschichte, sein Führungsoffizier befreit. Seit dessen Zeugenaussage bin ich überzeugt: Dr. Külow konnte sicher darauf vertrauen, dass seine Akten vernichtet sind, dass alles für ihn getan wurde, was getan werden konnte, damit er unerkannt bleibt. Und deshalb lautet meine Schlussfolgerung:  Dr. Külow hat sein Mandat nicht mit Offenheit errungen, sondern mit Vertuschung erschlichen.
Selbst in seiner eigenen Partei muss Dr. Külow nach den Beschlüssen zur Offenlegung der politischen Biografie in einem solchen Fall die Vertrauensfrage stellen. Umso mehr steht er nach dieser langen Zeit des Verschweigens und Leugnens in der Pflicht gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes.
Deshalb habe ich mich im Ergebnis meiner Abwägung dafür ausgesprochen, dass dieser Landtag als gewählte Vertretung des Volkes Abgeordnetenanklage erhebt. Ich vertraue darauf, dass in den Beratungen des Geschäftsordnungs- und Immunitätsausschusses allen Faktoren Rechnung getragen wird: Der persönlichen Entwicklung und Haltung von Dr. Külow ebenso wie den Fragen der Menschlichkeit und historischen Gerechtigkeit.
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gerstenberg_2007-07-06_slt85_top1.pdf