Dr. Karl-Heinz Gerstenberg: Marx-Relief in Leipzig – Kunstwerk ist ideologisch aufgeladen aber bietet Möglichkeit einer inhaltlichen und ästhetischen Auseinandersetzung
Es gilt das gesprochene Wort!
(…) Die Debatte hat an Aktualität verloren, der Streit ist beigelegt: Das Monument wird wie geplant am Sportcampus an der Jahnallee aufgestellt. Die Universität hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, sie hat damit aber bewiesen, dass sie mit ihrem schwierigen Erbe souverän umzugehen weiß. Die sozialistische Ära als Karl-Marx-Universität gehört zur Geschichte der Leipziger Universität – das Relief „Aufbruch“ von Schwabe, Ruddigkeit und Kuhrt, das letzte erhaltene Bronze-Großrelief der DDR-Zeit, zeugt ebenso davon wie Tübkes Wandbild „Arbeiterklasse und Intelligenz“. Diese Kunstwerke sind gleichermaßen Teil der DDR-Epoche der Universität wie es auf der anderen Seite die Paulinerkirche und ihre Zerstörung sind, an die mit dem Neubau des Campus angemessen erinnert wird. (…)
Es ist kaum zu bestreiten, dass das Karl-Marx-Relief ein ideologisch aufgeladenes Auftragswerk gewesen ist. Die NPD spricht nun von einem zu verhindernden „Karl-Marx-Kult“. Aber Kunstwerke sind in der Moderne keine Kultgegenstände! Wir können uns – und das nicht erst seit heute – mit dem ästhetischen Wert und dem Inhalt eines Kunstwerkes auseinandersetzen. (…) Dass die Kulturfeinde von der NPD das Relief „Aufbruch“ aus der Öffentlichkeit verbannen wollen, macht uns umso deutlicher, wie nötig eine Auseinandersetzung mit solchen Kunstwerken und ihrer Entstehungsgeschichte ist. Gerade der Umgang mit dem sozialistischen Erbe und insbesondere mit Karl Marx zeigt, dass diese Erinnerung ernsthaft und unaufgeregt erfolgen kann. (…)
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