Dr. Karl-Heinz Gerstenberg: Mehr Professuren an Frauen – Potential nicht länger verschleudern

Es gilt das gesprochene Wort!
(…) Gleichstellung wird in der Praxis zwar nur noch von ganz Wenigen offen attackiert, aber viele reagieren empfindlich, ob genervt, gelangweilt, subtil umgehend, ironisch-arrogant oder aggressiv, wenn die Frage nach Gleichstellung in der Wissenschaft gestellt wird. Die Forderung, Gleichstellung zu einem harten Kriterium bei der Stellenbesetzung oder bei der Mittelzuwendung zu machen, wird als externe Zumutung, als Eingriff in die akademische Freiheit, als sachfremde Störung des Strebens nach Erkenntnis abgelehnt. Auch deshalb ist es gerade in Leitungspositionen nicht so einfach, wirklich aktiv für Gleichstellung einzutreten und zu sorgen, und zwar auf allen drei Ebenen: in den Institutionen, in der Kultur und in den Köpfen. Wenn wir aber diesen Haken nicht lösen, passiert nicht viel.“
In wenigen gesellschaftlichen Bereichen zeigen sich Geschlechterunterschiede so deutlich wie in der Wissenschaft. Mittlerweile studieren zwar ebenso viele Frauen wie Männer, aber deutlich weniger Frauen als Männer promovieren und habilitieren. Im Ergebnis werden lediglich 14% der Professuren an sächsischen Hochschulen von Frauen wahrgenommen. Auch in den Hochschulgremien ist das Geschlechtergefälle deutlich: während in den künftig wegfallenden Konzilen immerhin zu knapp einem Drittel Frauen sitzen, kommen in den sächsischen Hochschulleitungen auf eine Frau fünf Männer. Noch schlimmer sieht es in den Kuratorien aus: auf eine Frau kommen 14 Männer. Meine Damen und Herren von der Koalition, ausgerechnet die Gremien mit den geringsten Frauenanteilen wollen Sie mit ihrem Hochschulgesetz aufwerten!
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Sachsen bei der Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Wissenschaft im Deutschlandvergleich ohnehin ganz hinten liegt. Jüngst veröffentlichte Studien zeigen aber, dass Chancengleichheit einen ganz wesentlichen Einfluss auf wissenschaftliche Exzellenz hat. (…)
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