Elke Herrmann: Vorsicht bei Stigmatisierung von Kindern, die kostenloses Mittagessen in Anspruch nehmen
Es gilt das gesprochene Wort!
(…) Es gibt Erfahrungen, die Kinder heute in Deutschland machen, von denen wir meinen, dass es sie eigentlich gar nicht mehr gibt. Dazu gehört sicher, wenn Kinder nicht genug zu essen haben. Kinder gehen ohne Frühstück aus dem Haus und haben auch nichts in ihrer Brotbüchse. Dazu gehört eben auch, wenn Kinder in Schule oder Kita nicht mitessen können, obwohl sie das wollen.
Die Linksfraktion macht mit diesem Gesetzentwurf genau auf diesen Aspekt von Kinderarmut aufmerksam. Als Ursache nennt die Linksfraktion eine. Das Essensgeld liegt laut Anhörung im Sozialausschuss vom Mai zwischen 1,80 Euro und 2,40 Euro täglich. Im Regelsatz für Familien mit Leistungsbezug nach SGB II sind 1,45 Euro pro Mittagessen berechnet. Damit geraten Familien mit Kindern durch die Teilnahme der Kinder am Mittagessen in eine schwierige Situation. Sie müssen nämlich an anderer Stelle sparen. Das kann der Kinobesuch oder die Kleidung sein, eben anderswo oder sie müssen Schulden machen oder sie melden ihr Kind vom Mittagessen ab. Es gibt also diese Linie. Einkommensarmut der Eltern führt zu Armutserfahrungen der Kinder.
(…) Nun gut, Sie sagen, es ist ein Anfang. Andere Kritikpunkte, wie Anrechnung auf Hartz IV, sind schon genannt worden und ebenfalls die Kollision zwischen Schulträgern einerseits und den Jugendhilfeträgern andererseits. Der Vorwurf der Stigmatisierung stammt im Übrigen nicht von den Ausschussmitgliedern, sondern von Dr. Schönfelder vom Kinderschutzbund. Genau das müsste uns doch zu denken geben. Er hat gesagt, dass es in der Form, wie Sie das im Gesetzentwurf vorschlagen, zu einer Stigmatisierung von Kindern kommt, die darauf angewiesen sind, ein kostenloses Mittagessen zu bekommen. (…)
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herrmann_2007-06-06_slt80_top6.pdf