Giegengack: Investition in die Lehrerschaft ist im Sinne unserer Kinder
Redebeitrag der Abgeordneten Annekathrin Giegengack zum Antrag der Fraktionen GRÜNE, LINKE und SPD „Nachhaltige Sicherung des Bildungsstandortes Sachsen – Konsequenzen aus den Sondierungsgesprächen der Tarifpartner“ in der 11. Sitzung des Sächsischen Landtages am 30. März 2010, TOP 6
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident, sehr geehrte Kollegen,
ich bedauere außerordentlich, dass sich die Fronten im Lehrerstreit so verhärtet haben. Ich war nie in einer entsprechenden Position im öffentlichen Dienst noch in der Gewerkschaft, als dass ich beurteilen könnte, ob dass was hier abgeht, normale Tarifverhandlungen oder Sondierungsgespräche sind. Als Mutter einer schulpflichtigen Tochter kann ich nur sagen, ich bin enttäuscht.
Ich maße mir nicht an, vom grünen Tisch aus gute Ratschläge zu geben, ich war bei den Gesprächen nicht dabei. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass es keinen Kompromiss geben soll zwischen alles oder nichts. 49 Prozent der Lehrer haben ihre Bereitschaft zu Teilzeit signalisiert, es sei dahingestellt, aus welchen Gründen. Ist das nicht genau die Mitte, auf der man sich treffen könnte, frage nicht nur ich, sondern auch die Eltern der Schulfreunde meiner Tochter.
Sie, Herr Ministerpräsident haben auf der Festveranstaltung „600 Jahre Universität Leipzig“ klare Ansagen gemacht. „Es wird mehr Geld in die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Forschung fließen und nicht weniger“ waren ihre Worte. Angesichts der knapp 10 Prozent Schulabgänger, die keinen Abschluss schaffen; angesichts des zwar nicht offiziell vorhandenen aber in der Realität durchaus stattfindenden Unterrichtsausfalls wäre doch die Investition in die Lehrerschaft durchaus im Sinne unserer Kinder. Es ist ja nicht so, dass die Lehrer einfach nur mehr Geld fordern, nein sie wollen wieder voll arbeiten, d.h. mehr unterrichten.
Bereits jetzt fehlen in einzelnen Schularten wie den Förderschulen und für einzelne Fächer z.B. Ethik und Religion Lehrer. Im Schuljahr 2008/09 wurde lediglich an 71 Prozent der Mittelschulen und an 46 Prozent der Sekundarstufe 1 des Gymnasiums Ethik und Religion vollständig unterrichtet. Eine Pflichtteilzeit für die Lehrer an Gymnasien und Mittelschule würde die Probleme in bestimmten Bereichen zusätzlich verschärfen. Auch angesichts des zukünftigen Lehrerbedarfs, 2014/15 sind das 1.300 zusätzliche Lehrer über alle Schularten, ist eine Pflichtteilzeit nicht der richtige Weg. Wir brauchen attraktivere Altersteilzeitregelungen, interessante Teilzeitkonditionen mit individuellen Lösungen in Form von z.B. Frei-Tagen oder Sabbatjahren.
In diesem Sinne erwarte ich – auch oder vor allem als Mutter einer schulpflichtigen Tochter – eine nachhaltige Lösung in diesem Tarifkonflikt.