Datum: 22. Mai 2025

Handyverbot an Grundschulen – Melcher: Wir müssen Kinder und Jugendliche lehren, Handys verantwortungsbewusst zu nutzen

Redebeitrag der Abgeordneten Christin Melcher (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktion BSW: „Einheitliches Handyverbot an Grundschulen – Kinder stärken, Ablenkung begrenzen, pädagogische Klarheit schaffen“

14. Sitzung des 8. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 20.05.2025, TOP 5

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Debatte um ein mögliches Handyverbot geht weit über Sachsens Grenzen hinaus, sie begleitet die Bildungsdebatte in ganz Deutschland.

Während in Hessen und Baden-Württemberg bereits starre Verbote in Kraft treten, bleibt Sachsen bislang bei seiner Haltung, von einem starren Verbot abzusehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
uns liegt heute ein Antrag der BSW-Fraktion vor, der ein einheitliches Verbot privater Smartphones, Smartwatches und weiterer digitaler Endgeräte an allen sächsischen Grundschulen verlangt – mit wenigen Ausnahmen für pädagogische oder medizinische Notfälle.

Zugleich soll ein pädagogisches Gesamtkonzept zur Mediennutzung, verpflichtende Fortbildungen für Lehrkräfte und verbindliche Regelungen für weiterführende Schulen verankert werden.

Auf den ersten Blick mag dieser Vorschlag Ordnung und Klarheit versprechen, doch er verkennt die Lebenswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler in Sachsen und untergräbt zudem das Vertrauen in unsere Schulen.

Handys sind heute allgegenwärtig – sie begleiten uns überall hin, von der Familienfeier bis zum Pausenhof. Ein generelles Verbot verschiebt die Nutzung nur heimlich in Pausenecken oder in die Familie, statt sie dort zu gestalten, wo eine pädagogische Begleitung möglich ist: in der Schule.

Dort, wo wir Kinder und Jugendliche nicht vor der Technik beschützen, sondern sie lehren, sie verantwortungsbewusst zu nutzen. Denn wir wissen: Starre Verbote von oben herab führen nur zur Reaktanz und nicht zur freiwilligen Umsetzung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir als BÜNDNISGRÜNE-Fraktion lehnen diesen Antrag ab. Smartphones und weitere technische Geräte werden nahezu überall und von allen Altersgruppen genutzt.

Ein starres Verbot ignoriert diese Lebenswirklichkeit und schafft Rückzugsräume, in denen Kinder nicht lernen, verantwortungsvoll mit diesen Geräten umzugehen.

Daher ist es hier aus unserer Sicht wichtiger, auf die Verantwortung der Schulen zu setzen, statt auf flächendeckende Verbote. Die Schulkonferenz ist der Ort, an dem passgenaue Regeln entstehen können. Wer vor Ort entscheidet, wer mitgestaltet und wer Verantwortung übernimmt, schafft Akzeptanz und Verbindlichkeit.

Deshalb setzen wir auf das Prinzip der Schulautonomie: Jede Schule kann in ihrer Schulkonferenz verbindlich regeln, wann und unter welchen Bedingungen Handys im Unterricht, in Pausen oder bei Lernprojekten erlaubt sind. Nicht Zentralismus, sondern Partizipation ist der Weg zu einer Lösung für Herausforderungen mit digitalen Endgeräten in Sachsens Schulen.

Die Schulen selbst wissen am besten, welche Regelungen in ihrer Gemeinschaft funktionieren.
Zentral festgeschriebene Verbote nehmen ihnen den Gestaltungsraum und damit das Verantwortungsbewusstsein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte weitere Möglichkeiten aufzeigen, die man wählen kann, anstelle eines Pauschalverbots für alle Schulen:

Das Kultusministerium hat die Möglichkeit, ein medienpädagogisches Rahmenkonzept bereitzustellen – mit Empfehlungen, Materialien und Fortbildungsangeboten für medienpädagogische Projekte.

Das schafft einen Rahmen, in dem die Schulen selbstermächtigt Regelungen für sich finden können, die gut für sie funktionieren. Andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen machen es vor, einen solchen Rahmen zu schaffen, sodass Schulen eigenverantwortlich Lösungen erarbeiten können.

Lassen Sie uns auf Freiheit und Verantwortung vor Ort setzen, auf eine Stärkung der Schulkonferenzen und auf eine Schule, die digitale Chancen nutzt, statt sie zu verhindern.

Wir lehnen ihren Antrag ab.