Holzbau in Sachsen stärken – Löser: Es braucht eine Wende im Bauen hin zu klimafreundlichen Alternativen
Redebeitrag des Abgeordneten Thomas Löser (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Koalitionsfraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD "Stärkung des Holzbaus in Sachsen" (Drs 7/4259)
19. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 16.12.2020, TOP 9
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Holz begleitet uns Menschen seit zehntausend Jahren als treuer Begleiter und Holz wird es auf der Erde auch noch in zehntausend Jahren geben. Neben Stein und Lehm ist Holz der älteste Baustoff der Welt und erst seit wenigen Jahrzehnten als Grundbaustoff aus der Mode gekommen.
Bauen mit Holz ist jahrhundertelang bewährt: Es ist ökologisch, es ist ein Fest für die Sinne. Holz sorgt für eine ausgeglichene Raumakustik, Holzoberflächen fassen sich angenehm an, sie sehen schön aus, sie altern würdevoll, und nicht zuletzt: Frisches Bauholz riecht einfach herrlich.
Die letzte Jahrzehnte hat Beton als Grundbaustoff Ziegel und Holz abgelöst. Für die Herstellung von Beton braucht es Zement. Wir wissen, dass Zementherstellung und -verarbeitung weltweit für sage und schreibe acht Prozent des C02-Ausstoßes verantwortlich ist. Die Herstellung allein einer Tonne Zement verursacht 590 Kilogramm CO2-Ausstoß. Von den Unmengen an Kies, die für die Betonherstellung gebraucht werden und die allmählich eine knappe Ressource wird, haben wir noch gar nicht gesprochen. Wir haben ja mit dem Kieswerk in Söbrigen, elbaufwärts zwischen Dresden und Pillnitz so einen Konfliktfall direkt vor der Tür, wo mitten in der Kulturlandschaft Kies abgebaut werden soll.
Bei dem uns vorgelegten Antrag geht es um einen Einstieg in das Thema Bauen mit Holz. So wie es eine Energiewende und eine Verkehrswende hin zu klimafreundlichen Alternativen braucht, so braucht es auch eine Wende im Bauen.
Holz, meine Damen und Herren, ist dabei ein Aspekt. Es ist ein nachwachsender Rohstoff, es bindet CO2 statt es zu verursachen. Und es braucht weit weniger Energie, Holz zu verarbeiten. Und unter der Voraussetzung, dass Hölzer verwendet werden, die aus Wäldern nahe dem Baustandort stammen und in der Region verarbeitet werden, ist Holz insgesamt ein konkurrenzlos klimafreundliches Baumaterial.
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in vielen internationalen Verträgen dazu verpflichtet, einen Beitrag zur CO2-Eindämmung zu leisten, um die Folgen der Erderwärmung, die unsere Lebensräume und Lebensweise massiv bedroht, zu begrenzen. Der Bausektor trägt erheblich zur Emission von CO2 bei. Wie in allen anderen Sektoren müssen wir hierbei Einsparungen erzielen, um wenigstens die ohnehin nicht überambitionierten Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen.
Dafür werden wir – und das wird im Antrag auch so benannt – ein Holzbau-Kompetenzzentrum einrichten. Wir müssen die gesetzlichen Bedingungen für den Holzbau in der sächsischen Bauordnung verbessern und den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Bereich des Holzbaus unterstützen. Zusätzlich sollen Vorschläge erarbeitet werden, wie die Verwendung von regional erzeugtem Holz in den sächsischen Förderrichtlinien unterstützt werden kann.
Ich freue mich sehr, dass wir in Minister Schmidt einen ehrlich engagierten und interessierten Partner bei der Förderung des Holzbaus haben.
Meine sehr geehrte Damen und Herren, wir fangen ja in Sachsen nicht bei null mit dem Thema Holzbau an. Wir haben hier seit Jahrhunderten eine Tradition des Fachwerkbaus und der wunderbaren Umgebindehäuser.
Auch dieses Jahr hat ja die Stiftung Umgebindehäuser zwei wunderbare Sanierungen in der Lausitz – in Neugersdorf und Niedercunnersdorf – mit dem Umgebindehauspreis 2020 geehrt und die deutschlandweit tätige Interessengemeinschaft Bauernhaus hat dieses Jahr das Lausitzer Umgebindehaus besonders geehrt.
Wir waren in Sachsen vor hundert Jahren mit der Holzbausiedlung in Niesky führend, was das Thema Holzbau in der Moderne anging. In der Weimarer Zeit wurde hier eine Werkssiedlung von über 100 Gebäuden in Holzbauweise durch die Firma Christoph & Unmack auch durch den bekannten Architekten Konrad Wachsmann gebaut.
Wir sollten an diese Traditionen anknüpfen und Altes mit neuen Technologien verbinden. Es werden mittlerweile Holzbauten weltweit nicht nur als Werkshallen, Kitas und Schulen, sondern auch als Hochhäuser gebaut. Herr Flemming wies bereits darauf hin, dass in Wien dieses Haus mit 84 Metern Höhe – das ist nur kurz unterhalb der Grenze des Dresdner Rathausturmes – und 24 Geschossen gebaut wurde. In Leipzig-Lindenau gibt es das von der Baugemeinschaft Z8 errichtete viergeschossige Wohn- und Geschäftshaus, welches 2019 auch den Architekturpreis des BDA Sachsen erhielt.
Der wichtigste Punkt ist aber, dass wir als Freistaat mit gutem Beispiel vorangehen. Wir schlagen im Antrag daher vor, dass bis zum Ende der Legislatur mindestens fünf landeseigene Bauvorhaben exemplarisch als Holzbauten ausgeführt werden sollen. Da eine Vielfalt an Bauaufgaben vorhanden ist, sollen sich diese Projekte in Größe und Art möglichst unterscheiden. So kann der Freistaat mit Neubauten, Gebäudeerweiterungen und Modernisierungsvorhaben Vorbild für die Kommunen, aber auch für private Bauwillige sein.
Dabei geht es nicht nur darum, die vielen, auch ästhetischen Vorteile des Baustoffs Holz zu zeigen, sondern auch beispielhaft Planung, Ausschreibung und Bauausführung in auf das Bauen mit Holz und ökologischen Baustoffen ausgerichteter Weise zu dokumentieren.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe ehrlich gesagt auch schon ein ganz bestimmtes Bauvorhaben im Blick, das sich hervorragend eignen würde, dem zukunftsgerichteten Bauen mit Holz eine prominente Bühne zu bieten.
Warum bauen wir nicht das Auslagerungsquartier für das wichtigste Haus unserer Demokratie, nämlich des Sächsischen Landtags, hier direkt gegenüber aus sächsischem Holz? Gleich in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem üblichen Tagungs- und Arbeitsort könnte mitten in der Stadt ein modernes, umwelt- und klimafreundliches, zukunftsweisendes Gebäude entstehen. Ich hörte, in der Baukommission wird darüber geredet. Der entsprechende Minister ist anwesend, und er hat gelächelt.
Ich würde mich über Ihre Zustimmung dazu, aber zunächst erst einmal zu unserem Antrag sehr freuen.
Vielen Dank!