Michael Weichert: Einführung gemeindlicher Gedenktage an die friedliche Revolution 1989
Es gilt das gesprochene Wort!
(…) Dass ich als Leipziger diesen Gesetzentwurf einbringe, wird Sie nicht verwundern. Und tatsächlich ist der Gesetzentwurf durch Leipzig inspiriert, aber – das möchte ich meinen Ausführungen voranstellen – hier geht es nicht um eine Lex Leipzig. Es geht auch nicht darum, ein Gegenprogramm zum nationalen Feiertag am 3. Oktober zu entwickeln. Der 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit und nationaler Gedenk- und auch als Festtag steht. Er hat in den vergangenen Jahren seine eigene Tradition entwickelt und wir wollen ausdrücklich am 3. Oktober festhalten.
Worum es in dem vorliegenden Gesetzentwurf geht, ist etwas anderes.
Eine spezifische Eigenheit der friedlichen Revolution von 1989 ist ihre Dezentralität und damit ihre kommunale Verankerung. Diese Revolution wurde nicht geführt von einem Komitee oder einer revolutionären Avantgarde, es gab keinen Lenin, keinen Trotzki und erst recht keinen Robespierre. Auch geistig hatte diese Revolution kein Zentrum im Sinne eines hervorragenden Theoretikers oder einer Gruppe und deren Schriften. Wenn es so etwas gibt, wie die gesammelten Werke dieser Revolution, dann sind es die hektographierten Blätter des politischen Samisdats der DDR. Und erst recht hatte diese Revolution kein örtliches Zentrum. Wo steht die Bastille dieser Revolution: Die Leipziger Nicolaikirche? Der Dresdner Bahnhof oder Prager Straße? Der Plauener Markt? Berlin Alexanderplatz? Die Mauer am 9. November oder etwa der Leipziger Ring? Es gibt keine Bastille und keine geistigen Väter oder Mütter dieser Revolution. (…)
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weichert_2007-09-26_slt88_top12.pdf