Michael Weichert: Herr Minister, streuen Sie den Menschen nicht länger Sand in die Augen! – die CDU hat mit viel Geld urbane Zentren entwickelt, Strohfeuer auf Leuchttürmen entfacht und dem ländlichen Raum Hilfspakete mit Trostpflastern geschickt
Es gilt das gesprochene Wort![…] Etwa 48 Prozent aller Sachsen leben im ländlichen Raum. Er umfasst einen Flächenanteil von ca. 83,5 Prozent. In den Landstädten und ca. 3000 Dörfern leben derzeit über 1 Mio. Menschen.
Warum, Meine Damen und Herren, wird das Amt wie eine heiße Kartoffel weitergereicht? Weil es keinen Spaß macht, den gegenwärtigen Schrumpfungsprozess zu managen? Weil es unsexy ist, über Kühe, Milchpreise oder demographischen Wandel zu reden statt über Kultur oder Hochtechnologie? Oder fehlen der Staatsregierung schlicht und ergreifend die Ideen, den ländlichen Raum zu entwickeln? Was auch immer die Gründe sein mögen, akzeptabel wären sie alle nicht, denn die Bedeutung der ländlichen Räume ist groß. Sie tragen einen großen Teil zur gesellschaftlichen Wertschöpfung bei und dienen als Rückzugs- und Erholungsort für den Menschen. […]
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN begreifen den Strukturwandel in ländlichen Gebieten nicht als unaufhaltsames „Niedergangsszenario“, sondern als Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Dazu brauchen wir allerdings einen Wandel in der öffentlichen Diskussion. Ländlichkeit ist mehr als Landwirtschaft!
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erkennen in erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen neue Wertschöpfungspotenziale für die ländliche Wirtschaft, insbesondere für kleine und mittelständische Handwerksbetriebe. Mit unserer Naturschutzpolitik setzen wir uns für die Attraktivität des ländlichen Raums als Erholungs- und Lebensraum ein. Unser Eintreten für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft auf gentechnikfreie, ökologische und qualitativ hochwertige Produktion verschafft den Landwirten neue Marktanteile und bringt zusätzliche Arbeitsplätze in den ländlichen Raum. […]
Herr Minister, streuen Sie den Menschen auf dem Land nicht länger Sand in die Augen! Sie loben ihre Maßnahmen zur Förderung der Umwelttechnik und der erneuerbaren Energien. Da muss mir wohl etwas entgangen sein! Hält die CDU nicht starrköpfig an der Braunkohle als Energieträger fest und nimmt Umweltzerstörung und -verschmutzung billigend in Kauf? Diese Kurzsichtigkeit wird Sachsen künftig Milliarden kosten – Folgekosten des Klimawandels und Geld, das zur Entwicklung des ländlichen Raumes fehlen wird. Gleichzeitig versäumen Sie, durch ambitionierte Ausbauziele für erneuerbare Energien zukunftsfähige Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu fördern. Bis zum Jahr 2020 sollen 24 Prozent des Stromverbrauches aus erneuerbaren Energien kommen. In Brandenburg sind es schon heute 40 Prozent.
Vollständiger Wortlaut als PDF zum herunterladen:
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