Miro Jennerjahn: Ringen als olympische Sportart erhalten? Es gibt einfach Bereiche, für die wir als Landespolitik nicht zuständig sind
Redebeitrag von Miro Jennerjahn zum Antrag der Fraktion Die LINKE "Ringen als olympische Sportart erhalten und Erneuerung finanziell unterstützen" (Drs. 5/11599), 74. Sitzung des Sächsischen Landtages, 18. April 2013, TOP 5
– Es gilt das gesprochene Wort –
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Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
bei so viel Sport auf der Tagesordnung in dieser Plenarwoche, bin ich jetzt schon ganz außer Atem.
Es ist zweifelsfrei anzuerkennen, dass Ringen eine sehr traditionsreiche Sportart ist, wie es ja auch in der Begründung zu dem Antrag ausgeführt wird. Es ist legitim, über die Entscheidung des IOC-Vorstandes unzufrieden zu sein. Es ist legitim Unmut über diese Entscheidung zu äußern oder sich solidarisch mit denen zu erklären, die sich für den Erhalt des Ringens als olympische Sportart einsetzen.
Es wäre jetzt ein Leichtes, populistischen Neigungen nachzugeben und dem Antrag mit wehenden Fahnen zuzustimmen. Das werden wir nicht tun. Ich habe mich schon gefragt, was dieser Antrag im Plenum des Sächsischen Landtags zu suchen hat. Es hat eine Weile gedauert, bis mir die Antwort eingefallen ist.
Als Politiker sind wir qua Mandat automatisch Experten fürs Ringen und gleichzeitig Vollzeitringer. Wir ringen beständig um die richtige Lösung, wir ringen um den richtigen Weg. Wir ringen um Worte und manchmal auch um Fassung. Die Opposition ringt mit der Regierungskoalition, die CDU mit der FDP und Herr Gebhardt mit Herrn Hahn um den Fraktionsvorsitz. Neben Freistil und griechisch-römisch kann man hier Ringen also auch in der Stilart sächsisch-linkisch verfolgen.
Aber jenseits dessen haben wir – wenn Sie ehrlich sind, liebe Kolleginnen und Kollegen von der LINKEN – doch bei der Frage Ringen als olympische Disziplin ja oder nein keine Handlungskompetenz. Die Formulierung Ihres Antrags zeigt dies ja auch deutlich: Die Staatsregierung möge sich auf der Ebene der Innenminister der Länder gegenüber der Bundesregierung, dem Bundesinnenminister sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund dafür einsetzen, dass Ringen ab 2020 weiter als olympische Kernsportart betrieben werden kann.
Okay, und dann? Sie schreiben ja selbst in der Begründung zu dem Antrag, dass die Entscheidung über die Zukunft des Ringens als olympische Disziplin von der Vollversammlung des IOC getroffen werden muss.
Insofern finde ich Ihren Antrag sehr problematisch, weil Sie den Menschen eine Handlungsfähigkeit vorgaukeln, die wir tatsächlich an dieser Stelle nicht haben.
In der Formulierung, die Sie gewählt haben, wollen Sie eine politische Einflussnahme auf eine selbstständige Organisation, die eigenverantwortlich entscheidet. Es gibt einfach Bereiche, für die wir als Landespolitik nicht zuständig sind und aus denen wir uns auch heraushalten sollten. Die Entscheidung des IOC, die ja noch nicht einmal endgültig ist, gehört für mich dazu, und zwar unabhängig davon, ob mir persönlich diese Entscheidung gefällt oder nicht.
Sonst können wir demnächst auch hier im Plenum darüber diskutieren, ob sich die Staatsregierung gegenüber DFL, DFB, UEFA und FIFA für die Einführung des Videobeweises im Fußball einsetzen soll. Ich freue mich schon auf die leidenschaftliche Diskussion über die Frage Gerechtigkeit vs. Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters und den tiefen Riss, der sich quer durch alle Fraktionen bei dieser Frage auftun wird.
Der zweite Punkt Ihres Antrags ist mit der Forderung den sächsischen Ringerverband in seinem Bemühen um eine Erneuerung der Zweikampfsportart finanziell zu unterstützen sehr allgemein gehalten. Das war wohl eher der Versuch, überhaupt noch einen landespolitischen Bezug in den Antrag hinein zu bekommen. Das Thema Sportförderung ist in der Tat geeignet, darüber intensiv zu diskutieren, das haben wir ja gestern z. B. am Entwurf des Sportfördergesetzes getan.
In der Allgemeinheit halte ich den Antrag der LINKEN nicht für zielführend. Meine Fraktion wird sich daher enthalten.
Gleichwohl drücke ich dem Deutschen Ringer-Bund die Daumen, dass sein Werben für den Erhalt der olympischen Sportart Ringen Erfolg hat.
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