Kita-Debatte – Zais: Natürlich ist der Betreuungsschlüssel nicht alles. Aber er ist die Grundvoraussetzung für Qualität in der frühkindlichen Bildung

Redebausteine der Abgeordneten Petra Zais in der 1. Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktionen CDU und SPD:
"Auf den Anfang kommt es an – Schritt für Schritt zu mehr Qualität in unseren Kitas"
78. Sitzung des Sächsischen Landtags, Donnerstag, 6. September, TOP 1

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Bienst,

vielleicht wäre es besser, sie würden ab und an auch mit den Praktikerinnen in unseren Kitas reden. Eine Kita-Leiterin in Chemnitz hat mir gesagt, der seit über zehn Jahre gesetzlich verankerte sächsische Bildungsplan kann nicht umgesetzt werden. Für ein individuelles bedürfnisorientiertes Eingehen auf jedes einzelne Kind, wie es der Bildungsplan vorsieht, wäre ein Arbeiten in kleinen Gruppen erforderlich, aber das ist mit einer Erzieherin für 12 Kinder nicht zu gewährleisten.
Das ist die Einschätzung einer Kita-Leiterin. Und ich denke, es gibt gar keinen Grund sich selbst zu beweihräuchern, für etwas was selbstverständlich ist.

In die Feier über ihre Trippelschritte funkte der neue Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung dazwischen. Und dessen Ergebnisse dürfte die Feierlaune der Koalition gründlich verdorben haben.
Denn deutlich wurde:
Es gibt keinen Anlass zur Selbstbeweihräucherung – nach wie vor liegt Sachsen im Vergleich mit den anderen Bundesländern weit abgeschlagen, wenn es um den Betreuungsschlüssel in den Kitas geht. Bei den Ein- bis Dreijährigen gehört uns die rote Laterne und bei den bis Sechsjährigen sind wir Vorletzte.

Unbeantwortet bleibt die Frage, warum es andere Ost-Bundesländer, wie z. B. Sachsen-Anhalt und Brandenburg schaffen, deutlich mehr Geld in den Betreuungsschlüssel zu stecken und das bei vergleichbaren Betreuungsquoten.

Natürlich ist der Betreuungsschlüssel nicht alles, das sehen wir auch so. Aber er ist die Grundvoraussetzung für Qualität in der frühkindlichen Bildung, die sich eben auch an den zur Verfügung stehenden Ressourcen für die Umsetzung des Sächsischen Bildungsplanes zeigt. Deshalb bleiben wir dabei, wir brauchen einen deutlichen Schritt, den man auch merkt. 1:10 für die Kita, 1:4 in der Krippe und 1:16 für den Hort, den sie immer wieder vergessen. Das sind unsere Vorstellungen und dafür werden wir GRÜNE ohne Wenn und Aber einstehen. Und wir werden die entsprechenden Haushaltsanträge stellen.

Und da geht es nicht nur um den Personalschlüssel. Es geht auch um die Vor- und Nachbereitungszeit, um die Anerkennung von Ausfallzeiten durch Krankheit, Urlaub und Weiterbildung, die Förderung von Kitas mit besonderen Problemlagen, die Entwicklung und Unterstützung der Kindertagespflege. Und es geht auch um die Erzieher/innenausbildung – das nächste Fiasko in das sie stürzen, wenn sie so weiter machen wie bisher. Sie haben alles abgelehnt, was wir vorgeschlagen haben in unserem Antrag.

Und die heutige Aktuelle Debatte zeigt erneut, dass sie, Herr Bienst, nicht ansatzweise einen eigenen Plan in der Tasche zu haben.
Wir begleiten wir den die Erzieherinnen und Leiterinnen bei der Entwicklung in den Kitas? Die Fachberatung ist ein Thema, darauf sind sie gar nicht eingegangen. Da sind sie völlig überfordert. Und da erwarte ich von Ihnen, Kollege Bienst, dass sie sich ehrlich machen und dass sie sich positionieren zu den Vorschlägen, die wir als Opposition gemacht haben.