Datum: 22. Mai 2025

Schulvorbereitung stärken – Melcher: Wir brauchen mehr Ressourcen, mehr multiprofessionelle Teams und bessere Begleitung

Redebeitrag der Abgeordneten Christin Melcher (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktion CDU und SPD: „Schulvorbereitung stärken – eine gute Basis für einen erfolgreichen Bildungsweg schaffen“

14. Sitzung des 8. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 20.05.2025, TOP 3

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

der eingebrachte Antrag von CDU und SPD formuliert ein Ziel, das sicherlich alle hier im Haus teilen: Wir wollen, dass Kinder gut ins Leben starten – mit Bildung, die ihnen gerecht wird, die sie stark macht.

Und ja, wir erkennen als BÜNDNISGRÜNE in dem Antrag einige gute Ansätze und Punkte.

Wir unterstützen die Forderung, Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte zu stärken – stand so auch in unserem Antrag von gestern. Wir unterstützen auch die Weiterentwicklung des „Landesprogrammes für alltagsintegrierte Sprachliche Bildung“.

Für einige Punkte in ihrem Antrag mussten wir BÜNDNISGRÜNE in der vergangenen Legislaturperiode hart kämpfen, auch gegen Widerstände der CDU.

Umso froher bin ich, dass in ihrem Antrag auch diese BÜNDNISGRÜNEN Erfolge genannt werden. Wie beispielsweise das Fachkräftemonitoring und die darauf aufbauende Fachkräftestrategie, aber auch die sozialindexbasierte Ressourcenzuweisung und die Unterstützung von Familien mit besonderen Bedarf ist eine langjährige BÜNDNISGRÜNE Forderung.

Der Ausbau multiprofessioneller Unterstützung und bei der Gestaltung gelingender Übergänge finden unsere Zustimmung, weil auch das seit Jahren eine BÜNDNISGRÜNE Kernforderung ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte in der Aussprache zum Antrag aber nochmal betonen: Kindertageseinrichtungen sind eigenständige Bildungsorte mit einem eigenständigen Bildungsauftrag. Sie sind der Katalysator für Bildungsgerechtigkeit und ermöglichen – wenn sie gut ausgestattet werden – gleiche Startchancen.

Kinder werden nicht schlicht „fit gemacht“ für die Schule – sie haben ein Recht auf Bildung und gute Betreuung von Anfang an als ganzheitliche Persönlichkeiten.

Bildung heißt in diesem Alter nicht: zählen, schreiben, stillsitzen. Bildung in diesem Alter heißt: entdecken, staunen, ausprobieren – ganz frei von Bewertung und im eigenen Tempo. Wir dürfen die frühkindliche Bildung nicht vom System Schule her denken.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich war in den vergangenen Wochen immer wieder in Gesprächen mit Menschen aus der Fachpraxis aus unterschiedlichen Rollen und ich kann heute hier stehen und klar sagen:
Eine Verschulung der frühkindlichen Bildung durch standardisierte Vorgaben und ein starres Stufenkonzept widerspricht ganz klar der kindorientierten Realität in Kitas und dem, was die Fachpraxis will.

Wir müssen die Vielfalt kindlicher Entwicklung schützen – nicht normieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, auf die sich CDU und SPD berufen, sind natürlich ernst zu nehmen. Aber: Sie dürfen nicht zur Defizitbeschreibung von Kindern und pädagogischen Fachkräften instrumentalisiert werden.

Die wachsenden Herausforderungen in den Kitas – sei es bei Sprache, Verhalten oder Gesundheit – sind kein Beleg für ein pädagogisches Versagen. Sie sind Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen: Überlastung von Familien, Existenzängste und Armut, Digitalisierung und Zuwanderung.

Unsere Antwort sollte hier sein: mehr Ressourcen, mehr multiprofessionelle Teams, bessere Begleitung – statt mehr Tests und Vorgaben um so den Leistungsdruck bereits vor der Schule zu befördern.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
entscheidend für einen guten Übergang in die Schulen ist vor allem ein guter Personalschlüssel. Es braucht JETZT die personelle, finanzielle und sächliche Ausstattung für die Frühkindliche Bildung. Wir haben deshalb in unserem Antrag gestern auch noch mal die Personalreserve durch das Kita-Moratorium gefordert.

Unser Antrag ging also weiter. Nichtdestotrotz sehe ich in ihrem Änderungsantrag und in ihren Ausführungen durchaus ein Zugehen auf ein gemeinsames Verständnis für die Frühkindliche Bildung.

Und da meine Fraktion in der Sache argumentiert und nicht fadenscheinige Begründungen sucht, um dagegen zu sein oder ideologische Scheuklappen bedient, werden wir dem Änderungsantrag zustimmen. Und, sofern dieser eine Mehrheit, findet auch dem Gesamtantrag.

Vielen Dank.