Verbesserung des Betreuungsschlüssels – Zais: Die bisherigen Schlüsselverbesserungen sind verpufft, die Unzufriedenheit ist noch immer groß und die Umsetzung des Bildungsplans nur unter hohem Engagement der Erzieher möglich.

Rede der Abgeordneten Petra Zais zur zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Fraktion LINKE: "Gesetz zur schrittweisen Verbesserung des Betreuungsschlüssels in Kindertageseinrichtungen im Freistaat Sachsen" (Drs. 6/10764)
74. Sitzung des Sächsischen Landtags, 27. Juni, TOP 7
– Es gilt das gesprochene Wort –  

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die Anhörung zum Gesetzentwurf der LINKEN am 02.03.2018 hat gezeigt, dass die Verbesserung des Betreuungsschlüssels nach wie vor eine Kernforderung ist, wenn es um die Verbesserung der Qualität der frühkindlichen Bildung geht.

 Prof. Viernickel hat es auf den Punkt gebracht: Die Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen führt zu einer Verbesserung der Prozessqualität. „Konkret heißt das: Je günstiger der Personalschlüssel, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit  dass positive pädagogische Interaktionen stattfinden, bildungsanregende Impulse gegeben, Aktivitäten entfaltet und vielfältige und entwicklungsangemessene Materialien bereitgestellt werden. In Folge wirken sich diese positiven Bedingungen – auch das kann man wissenschaftlich abgesichert sagen – auf die kognitive und soziale Entwicklung von Kindern aus, also auf die Ergebnisqualität.“

Man könnte auch sagen: Die Verbesserung des Personalschlüssels ist nicht alles, aber ohne Verbesserung des Personalschlüssels geht es nicht.

Die bisherigen Schlüsselverbesserungen sind im System „verpufft“, die Unzufriedenheit ist nach wie vor groß und die Umsetzung des Bildungsplans nur unter hohem Engagement und hoher Belastung der Erzieherinnen und Erzieher möglich. Insofern unterstützen wir den Gesetzentwurf vom Grundsatz her. Insgesamt aber greift das vorgelegte Stufenmodell zum Personalschlüssel zu kurz.

Wir kritisieren, dass sich im Freistaat Sachsen stets von Haushalt zu Haushalt gehangelt wird, ohne dass klar wird, was eigentlich das Ziel ist und wohin die Reise geht. Deshalb haben wir einen Antrag vorgelegt, der einen „Masterplan“ einfordert, also eine mittelfristige Strategie zur Verbesserung der Qualität der frühkindlichen Bildung. Darin sollen auch andere Maßnahmen, etwa eine Personal- und Ausbildungsoffensive, Platz finden. Ich begrüße, dass es Medienberichten zufolge immerhin gelungen ist, mit der kommunalen Familie die Erhöhung des Landeszuschusses auszuhandeln, und zwar unabhängig von den geplanten 75 Millionen Euro zur Verankerung von zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit für die Kita-Fachkräfte.

Trotz aller kritischer Aspekte werden wir dem Gesetzentwurf der LINKEN zustimmen, denn er zeigt zumindest einen gangbaren Weg auf. 

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