Waldzustand in Sachsen − Günther: Wir müssen unsere Hausaufgaben im Klimawandel machen
Redebeiträge des Abgeordneten Wolfram Günther in der 1. Aktuellen Debatte der Fraktionen CDU und SPD zum Thema ‚Unterstützung für die Wald- und Forstwirtschaft – Umgang mit den Folgen des Dürre- und Sturmjahres 2018 im sächsischen Wald‘, 14. Dezember, TOP 1
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn wir heute hier eine Aktuelle Debatte zu den Auswirkungen der diesjährigen Dürre auf den Wald führen, zum Borkenkäferbefall, dann ist es sicher nicht falsch darüber zu sprechen, welche Probleme das für die Waldbesitzer mit sich bringt. Wenn wir hier aber als Parlament darüber debattieren, dann müssen wir aus einer Aktuellen Debatte ja auch einen Mehrwert ziehen. Das heißt, man muss doch eigentlich einmal den Blick darauf lenken, dass wir nicht einfach nur sagen sollten: Ja, wir haben verschiedene Katastrophen, mit denen wir irgendwie umgehen müssen, die wir irgendwie lösen müssen. Vielmehr müssen wir uns Gedanken machen, wie wir an die Ursachen herangehen können.
Die Ursache dieser sich künftig wahrscheinlich noch viel häufiger wiederholenden Katastrophen ist doch der Klimawandel. Wir merken das eben auch im Wald, im Forst. Wir stecken mittendrin im Klimawandel. Wir wissen: Was wir jetzt aktuell erleben, ist weitestgehend menschengemacht. Deswegen müssen wir, wenn wir hier debattieren, schauen, wie wir als Freistaat Sachsen dort ansetzen und fragen: Was tun wir denn gegen diesen Klimawandel?
Wir werden heute auch noch über Braunkohle sprechen, deswegen muss ich das nicht an dieser Stelle tun. Aber das wäre ein wesentlicher Pfad, über den wir nachdenken müssen — und auch über andere Bereiche. Denn die Produktion von CO2 und Lachgas, synthetische Dünger, die wir ausbringen — da ist die
Landwirtschaft ebenfalls ein wesentlicher Pfad —‚ oder wie wir Mobilität organisieren: Das sind Gründe dafür, weshalb dieser Klimawandel hier stattfindet. Deswegen erleben wir diese Ereignisse im Wald künftig immer häufiger.
Wir GRÜNEN sagen immer: Wir müssen an die Ursachen herangehen. Wie reduzieren wir? Wie verhindern wir, dass sich die Klimaspirale immer weiterdreht? Natürlich auch: Wie gehen wir langfristig mit den Klimafolgen um? Diese sehen wir auch am Wald.
Wenn es jetzt die Fichten trifft, ist das eine ganz natürliche Reaktion. Denn wenn wir hier in unseren — wie wurde gerade gesagt? — schönen deutschen, sächsischen Landen hektarweise Bäume auf Standorten haben, wo sie natürlicherweise nicht vorkommen, ist klar: Wenn es kleinste Krisen gibt, reagiert die Natur und versucht, sich selbst zu bereinigen. Wenn wir diese Fichten, die eigentlich ein Hochgebirgsbaum sind, hier nicht überall flächendeckend stehen hätten. Ich weiß: forstwirtschaftlich gesehen ein Brotbaum, kurzfristig immer alles richtig gedacht. Aber wenn sie dort nicht wären, gäbe es die Probleme nicht in diesem Umfang.
Daraus können wir doch nur die eine Schlussfolgerung ziehen: Wir müssen beim Waldumbau, über den wir ebenfalls oft sprechen, jetzt eben noch viel mehr Energie entwickeln. Denn es ist doch eine Binsenweisheit: Wenn wir gesunde Mischwälder haben, dann sind sie eben viel widerstandsfähiger auch gegenüber solchen Klimafolgen oder Extremwetterereignissen.
Alles werden wir nicht verhindern können. Wir kennen ja den Pfad: Dürre, zu wenig Wasser, die Fichten können kein Harz bilden, das einen natürlichen Widerstand gegen den Borkenkäfer darstellen würde. Da kommt eines zum anderen. Dann noch ein Sturm, und sie fallen um, wenn sie schon geschädigt sind.
Deswegen geht es um Vielfalt — was sowieso in‘ meisten Fällen die Lösung ist. Das bringt Widerstandsfähigkeit.
Die Anstrengungen müssen deutlich verstärkt werden. Wir GRÜNEN haben das schon mehrmals thematisiert.
Ich danke auch der Kollegin Pinka für den Hinweis. Ja, an manchen Stellen müssen wir manchmal vielleicht gar nicht wieder ansetzen, sondern es als Chance sehen. Wir haben als GRÜNE auch einen eigenen Antrag — Sturmwurf-Biotope erhalten — eingebracht. Wir wissen, dass der Wald drei Funktionen hat, nämlich die Nutz-, die Schutz- und die Erholungsfunktion. Man kann diese Schutzfunktion für den Naturschutz an bestimmten Stellen wieder größer schreiben und dort größere Gebiete als bisher sich selbst überlassen. Das kann dem Birkhuhn zwischenzeitlich, aber auch ganz vielen anderen Arten nutzen,
die wir durch diese Monokulturen im Forst verdrängen. Der einzige Mehrwert aus so einer Aktuellen Debatte kann für mich nur heißen: mehr Anstrengungen im Waldumbau und mehr Vielfalt und mehr Natur einfach zulassen.
Das reduziert auch in der Zukunft die Folgen. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass wir, was den Klimawandel anbelangt, unsere Hausaufgaben hier machen müssen.
Vielen Dank.
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