Antje Hermenau: Falls Sie nicht im 19. Jhd. verharren, sondern aus Sachsens ökonomischen Potentialen schöpfen wollen, dann besetzen Sie Aufsichtsräte mit Frauen!
Es gilt das gesprochene Wort!
(…) Die Zustände in Sachsen sind mir persönlich unangenehm und machen auch mich – was selten passiert – fast sprachlos. Ich finde es schlichtweg peinlich für ein Land, in welchem sowohl Frauen als auch Männer einen Anspruch auf die gleiche Bildung und die gleiche Ausbildung haben, dass wir hier Zustände zulassen, die allen Ländervergleichen spotten. Man traut es sich kaum auszusprechen:
74 von 77 Aufsichtsratsmandaten in Unternehmen mit Landesbeteiligung werden in Sachsen von Männern wahrgenommen. Das sind noch keine 5 Prozent! Seit 2004 wurden 86 Aufsichtsratsposten immer wieder neu besetzt – raten Sie mal zu welchem Prozentsatz mit Frauen? GENAU: mit weniger als 5 Prozent! Genau vier von 86 Posten gingen an Frauen.
Aber Sie beklagen diesen Zustand nicht, sondern reden sich kabarettreif damit heraus, es gebe nicht genügend qualifizierte Frauen.
Wenn Sie mir nun weismachen wollen, Sie bekommen nur in 5 Prozent der Fälle gut qualifizierte und geeignete Frauen und in 95 Prozent gut qualifizierte und geeignete Männer, dann sagen ich Ihnen zum ersten Prozentsatz von 5 Prozent: Sie sollten ein Frauenbildungsprogramm starten. Es muss Ihnen ja regelrecht exotisch vorkommen, dass Sie mir überhaupt zuhören können. Und zu den 95 Prozent ausreichend qualifizierten Männern kann ich trocken anmerken, dass solch hehre Meinungen von Männern in Aufsichtsratpositionen, insbesondere nach dem Skandal um die SLB, nicht besonders glaubwürdig wirken! (…)
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