Karl-Heinz Gerstenberg: Jeder Euro mehr, der vom Freistaat in kulturelle Bildung investiert wird, ist besser als das Nichts, dass es bisher dafür gab

Es gilt das gesprochene Wort!

(…) ich finde es bezeichnend: Wenn eine Debatte zum Thema „Sachsen stärkt kulturelle Bildung“ geführt wird, dann geht es ganz schnell ums Geld. Das ist auch nicht verwunderlich. Unter den Blinden ist bekanntlich der Einäugige König, und jeder Euro mehr, der vom Freistaat in kulturelle Bildung investiert wird, ist besser als das Nichts, dass es bisher dafür gab.
Kulturelle Bildung vor allem im Kindes- und Jugendalter ist wichtig; wer schon früh singt, malt, schreibt, tanzt, der erwirbt neben diesen schon für sich allein wertvollen künstlerischen Fähigkeiten Schlüsselkompetenzen wie Kreativität, Teamgeist, Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen, Organisationsgeschick oder Improvisationstalent.
Wenn wir kulturelle Bildung stärken, dann sollte unser Ziel ganz bewusst kulturelle Bildung für ALLE sein. (…) Aufgabe von Politik muss es sein, dafür zu sorgen, dass ALLE Kinder diese Chance bekommen. Deshalb frage ich das Kultusministerium, warum die Fahrten in Museen oder Theater nicht förderfähig sind; warum Unterrichtsstunden nicht so flexibel eingesetzt werden können, dass innerhalb des Unterrichts ein Museum besucht werden kann. Denn es liegt weniger an den guten museums- oder theaterpädagogischen Angeboten als vielmehr daran, dass in den Schulen andere Prioritäten gesetzt werden, dass die Zeit, die für solch einen Besuch nötig ist, oft als verschenkte Zeit angesehen wird. Und es liegt auch daran, dass Eintrittskarten und Fahrtkosten für einige Kinder zum Problem werden.
Wenn wir die Schwelle zum Betreten von Kultureinrichtungen niedrig halten wollen, dann müssen wir auch die Eintrittspreise vor allem für Kinder und Jugendliche niedrig halten und Tage mit freiem Eintritt einführen.
Ein zentrales Ziel muss aus Sicht unserer Fraktion sein, die Bibliotheken zu stärken. Bibliotheken gehören zu den wichtigsten Orten der kulturellen Bildung, in denen Freude an der Schlüsseltechnik Lesen vermittelt wird und die einen Teil unseres kulturellen Gedächtnisses bewahren. Sie sind übrigens auch Orte, in denen die Medienkompetenz gestärkt wird, wenn es denn gute Bibliotheken sind. 
Unseren Haushaltsantrag dazu hat die Koalition ohne inhaltliche Begründung abgelehnt. Regierung und Koalition interpretieren Kulturelle Bildung vor allem als musikalische Bildung und kopieren das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“. Das ist keine schlechte Sache, wobei man gespannt sein darf, wie nachhaltig dieses Projekt funktioniert, welche und wie viele Kinder davon profitieren. Aber besser ein mehr an musikalischer Bildung als nichts. (…)
Vielleicht gibt es irgendwann eine echte sächsische Konzeption für kulturelle Bildung. Wobei ich wiederum den Glauben an Konzeptionen aus dem Haus von Frau Stange ein wenig verloren habe, wenn ich an die längst überfällige Museumskonzeption denke, die mehr und mehr zum Geheimpapier mutiert ist. Immerhin wird gemunkelt, dass sie einen Schwerpunkt bei der kulturellen Bildung haben soll.
Vollständigen Wortlaut als PDF zum herunterladen: gerstenberg_2009-01-23_slt130_top1