Aktuelle Debatte ‚Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall‘ − Zais: Fragen nach Bildungsinhalten, Bildungsgerechtigkeit, individueller Förderung und moderner Schulausstattung geraten immer mehr ins Hintertreffen

Rede der Abgeordneten Petra Zais zur Aktuellen Debatte der Fraktion DIE LINKE:
‚Schuljahresbeginn mit Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall – Zukunft braucht gute Schule und neue Wege in der Bildung!‘
26. September, TOP 2

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

meine Enkelin hat sich zu Beginn dieses Schuljahres ein sogenanntes ‚Hausaufgabenheft für clevere Faule‘ gewünscht.
Sie kennen das vielleicht noch: Man spart sich das lästige wöchentliche Vortragen, denn der einmal eingetragene Stundenplan ist im Heft immer an der Seite sichtbar. Denn der Stundenplan gilt zumindest das erste Schulhalbjahr.

Doch alle Planungen nützen nichts, wenn die Lehrerinnen und Lehrer fehlen, die die Stunden absichern könnten – inzwischen bräuchte meine Enkelin wöchentlich ein neues Heft.
Die Realität an den Schulen ist unverändert. Und darüber muss man reden, solange es nötig ist: Unterricht fällt aus, es gibt fachfremde Vertretung in Größenordnungen, Stillbeschäftigung oder die gleichzeitige Beaufsichtigung mehrerer Klassen durch eine einzige Lehrerin – übrigens Dinge, die in der Statistik nur unzureichend abgebildet werden bzw. gar nicht auftauchen.

Das Stichwort ‚Lehrermangel‘ löst in Sachsen keine Panik mehr aus. Vielmehr drängen sich immer neue Superlative auf, um die dramatische Situation an den Schulen auch nur annähernd zu beschreiben.
Dabei hätte das Kultusministerium wohl, anders als meine Enkelin, Verwendung für ein Hausaufgabenheft für nicht ganz so Fleißige. Denn die Liste der unerledigten Aufgaben ist die Gleiche geblieben, auch im neuen Schuljahr.

Fragen nach Bildungsinhalten, nach der Bildungsgerechtigkeit − da sieht es in Sachsen übrigens auch nicht so rosig aus, nach individueller Förderung und moderner Schulausstattung geraten angesichts der Fülle der Probleme immer mehr ins Hintertreffen. Ja auch die Frage des längeren gemeinsamen Lernens müssen wir diskutieren.

Uns geraten wichtige Themen aus dem Blick, die für die oder den Einzelnen höchst problematisch und folgenreich sind. Ich weiß nicht, ob Sie auch Post von einer Mutter bekommen haben, die über die Kürzung der Förderstunden schrieb. Auf dem Papier stehen ihrem Kind zweieinhalb Stunden Förderunterricht pro Woche zu. Faktisch erhält es, gemeinsam mit zwei weiteren Kindern, nun eine Stunde aller zwei Wochen!
Sie schreibt: >>Selbst ein Kind, was mit nicht allzu großer Hilfe die Regelschule schaffen könnte, braucht bei einer bestehenden Behinderung ein Mindestmaß an Hilfe, was so nicht gewährleistet werden kann.<< Der >>selbst verschuldete Lehrermangel<< wird >>auf dem Rücken der Schwächsten […] ausgetragen<<.
Diese Position sollten wir nicht vergessen. Es geht um unser Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer.

Die Liste der unerledigten Aufgaben ist also die alte, nur die Strategie im Umgang damit hat sich geändert. Insbesondere die CDU nimmt alle Schuld auf sich, ruft >>Mea Culpa!<< und hofft auf Absolution.
Ich hoffe indes, dass die Wählerinnen und Wähler im Wahljahr 2019 noch wissen, dass es die CDU war, die ihnen diese Misere eingebrockt hat und Ihnen die Absolution verweigern.