Petra Zais: Zu keiner Zeit war das sächsische Bildungssystem so in Gefahr wie aktuell in Sachsen im Jahr 2016

Redebausteine der Abgeordneten Petra Zais zur Aktuellen Debatte der Fraktion DIE LINKE:
"Lehrerkräftemangel, Unterrichtsausfall – Schulen in Gefahr"
34. Sitzung des 6. Sächsischen Landtags, 26. Mai 2016, TOP 2

– Es gilt das gesprochene Wort –

Meine Damen und Herren,
ja, der Titel trifft es – zu keiner Zeit war das sächsische Bildungssystem so in Gefahr wie aktuell in Sachsen im Jahr 2016.
Insbesondere ist die Qualität der Grund-, Förder- und Oberschulen gefährdet und – das sagen die Praktikerinnen und Praktiker – wird nicht in absehbarer Zeit zu beheben sein.
Die Ursachen sind bekannt:
Eine von der CDU zu verantwortende Bildungspolitik, die zwar immer wieder neue Anforderungen an Schule formulierte, jedoch nicht gewillt war, diese mit den erforderlichen finanziellen, sächlichen sowie personellen Ressourcen zu untersetzen. Eine Bildungspolitik, die darüberhinaus in den letzten 25 Jahren von einem tiefen Misstrauen gegenüber Lehrerinnen und Lehrern geprägt war und es bis heute ist. Dazu Planungsunfähigkeit und ein völlig realitätsfremdes Bild von schulischer Wirklichkeit. Beispielhaft Herr Bienst, der dem MDR erklärt, man müsse jetzt „rationalisieren“ – Das war DDR-Sprech immer dann, wenn die Kacke am Dampfen war! Nicht ein Wort der Analyse, nicht ein Wort kritischer Reflexion – das ist Ignoranz und Arroganz auf höchstem Niveau!
Mangelnder Wille zu Veränderung wird als Kontinuität und Qualitätsgarant fehlettiketiert. Und während das System aufgrund des Lehrermangels anfängt zu kollabieren, entscheiden weiter schullebensfremde Ministerialbürokraten und der Finanzminister über Sachsens Zukunft.
Was sind die grundsätzlich zu lösenden Fragen?
1. Lehramtsausbildung modernisieren!
Mit dem „höheren Lehramt“ reproduzieren wir immer wieder die ungewollte     Lenkungswirkung hin zum Gymnasium und weg von der Grund- und Oberschule.
2. Hierarchie in der Vergütung beseitigen!    
3. Leistungsprinzip endlich durchsetzen! Bisher gilt – wer zusätzliche Aufgaben (Schulleitung) übernimmt, hat die Arschkarte gezogen ….
4. Familienfreundliche Rahmenbedingungen!
5. Wertschätzung für den LehrerInnenberuf!
Mir hat am Dienstag ein Schulleiter gesagt, „Gerade in einer Firma, in der man mit dem Kopf arbeitet, muss man die Köpfe hegen und pflegen. In Sachsen gilt das nicht. Hier ist der schäbige Umgang mit den Lehrerinnen und Lehrern Führungsinstrument.“
Das ist bildungspolitisches Mittelalter! Es braucht ein Machtwort – Tillich und Dulig sind in der Verantwortung.

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