Sportland Sachsen – Zais: Die über die drei Fördersäulen der Sportförderung zur Verfügung gestellten Gelder reichen nicht aus

Rede der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE) in der Aktuellen Debatte der Fraktionen von CDU und SPD:
"Sportland Sachsen – mit Sportförderung in der Breite und der Spitze sportliche Erfolge sichern. Die Reform des Leistungssports als Impulsgeber"
45. Sitzung des Sächsischen Landtags, 13. Dezember 2016, TOP 3

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
ja, Sachsen ist ein Sportland – so viel wie noch nie und entgegen dem Trend der demografischen Entwicklung treiben immer mehr Menschen Sport in einem der sächsischen Sportvereine.
Der Landessportbund (LSB) vereint über 600.000 Menschen, in knapp 4.500 Vereinen werden mehr als 100 Sportarten betrieben. Das Interesse am Breitensport ist anhaltend – und das trotz der nicht immer einfachen Bedingungen unter denen Breitensport stattfindet.
Genannt an dieser Stelle – großer Investitionsbedarf an Sportstätten (kommunal und Vereinssportstätten) – die über die drei Fördersäulen der Sportförderung zur Verfügung gestellten Gelder reichen nicht aus.
Das vom LSB genannte Ziel: „Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur Standardangleichung der Sportstätten von den Schwerpunktsportarten bis zum Breitensport zu sichern“ wird mit dem jetzigen Tempo auf absehbare Zeit nur schwer zu realisieren sein.
Insbesondere die Kommunen, die den Hauptteil der Sportförderung tragen, müssen stärker als bisher bei der Sanierung der Sportstätten unterstützt werden.
Zweiter Punkt wäre aus unserer Perspektive die angemessene Förderung des Ehrenamtes in den Bereichen Übungsleiter, Kampf- und Schiedsrichter, Jugendwarte – um nur einige zu nennen. Die laut aktuellem Sportentwicklungsbericht rund 100.000 Ehrenamtlichen im sächsischen Sport leisten pro Jahr insgesamt etwa 15 Millionen Stunden unentgeltlicher Arbeit. Mehr als 30.000 ehrenamtliche Übungsleiter sorgen tagtäglich, auch am Wochenende, für einen geregelten Trainings- und Wettkampfbetrieb. Da dieser Bereich nicht frei von Nachwuchssorgen ist, gehört die nachhaltige Verbesserung der Situation des Ehrenamtes auf die Agenda.
Bedingungen für den Breitensport weiter zu verbessern und Förderungen zu verstetigen – ist eine Aufgabe, an der wir GRÜNE uns – nicht nur im Landtag – beteiligen.
Zum Thema Reform des Leistungssports_
Ganz erschließt sich mir die Formulierung vom „Impulsgeber“ nicht. Die Kritik am Verfahren, den Inhalten und den ausschließlich auf Medaillen orientierten Zielen ist sehr laut und reicht von Athleten über Sportverbände bis in die Politik. Auch Sachsen (Minister Ulbig) hat die Trennung der Verantwortung zwischen Spitzensport und Nachwuchssport kritisiert. Noch ist zu viel unklar. Die Frage, mit welche Auswirkungen genau Sachsen zu rechnen hat (Reduzierung der Zahl der Bundesstützpunkte z. B.) ist bisher nicht zu beantworten.
Auch die Frage, wie die finanzielle Untersetzung der Reform erfolgen wird, soll in Verhandlungen zwischen dem Bund und den Ländern erst noch geklärt werden.
Sowohl das Ziel der Reform, die Medaillenmaximierung, als auch deren Inhalte wurden nie in einer breiten Öffentlichkeit debattiert. Die Gefahren, die das erklärte Ziel birgt, besonders hinsichtlich einer wirksamen Doping- und Korruptionsbekämpfung, werden ignoriert, die Hauptakteure des Spitzensports – die Athletinnen und Athletinnen, Trainerinnen und Trainer – sind im Konzept nicht optimal eingebunden worden. Durch das Potentialanalysesystem „PotAs“ besteht die Gefahr, dass ein Dreiklassensystem der Disziplinen entsteht. Auch der Breitensport als Grundlage herausragender Leistungen bleibt vollkommen auf der Strecke.
Dr. Peter Seifert, Präsident des LAC auf die Frage, was uns die Reform bringt:
„Sie wird uns nicht weiterbringen, weil es der falsche Ansatz ist. Man soll endlich die Spitzentrainer ordentlich bezahlen. Wegen der niedrigen Gehälter verlieren wir viele sehr gute Trainer, die ins Ausland gehen. (oder als Seiteneinsteiger ins sächsische Schulsystem). Außerdem gibt es kein Trainerstudium in Deutschland mehr, nicht einmal an der Sporthochschule in Köln.
Weiter verweist er auf Mängel im Schulsport – zu wenige Sportstunden, zu wenig Platz in den Hallen und fehlende Lehrerinnen und Lehrer …
Aber das ist eine andere, anhaltende Debatte.

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