Wald/Borkenkäfer − Günther: Wir werden noch mehr Kräfte in den Waldumbau stecken müssen
Redebeitrag des Abgeordneten Wolfram Günther zum Antrag der Fraktionen CDU und SPD:
"Stärkung der sächsischen Forstwirtschaft in Zeiten von Sturm und Borkenkäfer", Drs 6/16355, 30. Januar, TOP 6
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Liebe Frau Grimm,
weil Sie jetzt hier einen Vortrag gehalten haben mit der Reduzierung allein auf die Nutzfunktion: Es steht schon im Waldgesetz — das ist einfach der Grundsatz der Waldbewirtschaftung —‚ dass wir ein Zieldreieck haben, nämlich eine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion. Diese sind insgesamt überall vorhanden, werden aber an jeder Stelle anders ausgewogen. Deswegen gibt es einfach Waldbereiche, in denen die Nutzfunktion im Vordergrund steht, andere, in denen die Erholungsfunktion im Vordergrund steht, und wieder andere, in denen die Schutzfunktion — dabei geht es um Naturschutz — im Vordergrund steht. Man kann nicht pauschal sagen, dass es nur um Nutzung geht.
Das sage ich auch als GRÜNER im Land, obwohl wir sicherlich vieles kritisieren und gern mehr Schutzfunktionen hätten. Das kann man aber nicht so stehen lassen.
Was man auch nicht stehen lassen kann, ist natürlich dieser Konflikt mit den Waldwegen. Ja. Wenn aber nun einmal in diesen Mengen Holz aus dem Wald zu holen ist, dann ist das leider nicht mit Rückepferden möglich. Auch dabei würde ich mir als GRÜNER mehr wünschen. Diese gibt es aber schlichtweg nicht. Das ist auch in diesen Mengen nicht zu bereinigen. Sie vergessen auch die Forstarbeiter. Es hat nämlich auch etwas mit Sicherheit zu tun. Auch wenn ich manche Maschine dort wirklich schwer ertragen kann, was die Bodenverdichtung und alles anbelangt, ist auch dieser Aspekt, mit Leib und Leben der Forstarbeiter
umzugehen, ein wesentlicher Aspekt.
Im Leben ist es nun einmal so: Es gibt Zielkonflikte, wobei man vieles abwägen muss. Es ist nicht ganz so einfach, Frau Kollegin Grimm, wie Sie es hier dargestellt haben.
Zum Antrag. Ich möchte nicht alles wiederholen, was meine Vorredner schon gesagt haben. Es ist mein Problem, dass ich der Letzte in der Rednerreihe bin. Beim Berichtsanteil werden wir auch bis April noch nicht wissen, welche Schadensausmaße wir haben. Es wird sich erst im Laufe des nachsten Jahres
herausstellen, wie groß der Borkenkäferbefall ist. Es wird auch noch darauf ankommen, wie sich das Wetter dieses Jahr entwickelt, ob es erneut Trockenheit oder Dürre in diesem Ausmaß geben wird. Es ist noch lange nicht abzusehen, wohin wir uns entwickeln werden.
Wenn wir mal rausziehen, was in Ihrem Antrag steht etwa forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse fördern, Frau Kollegin Pinka hat es schon angesprochen, das sind alles Dinge, die hätten schon viel früher passieren müssen. Aber hätte ist nun einmal Vergangenheit. Es ist wichtig, dass wir es wenigstens in den Blick nehmen und auch all die anderen Dinge, zum Beispiel Holzlagerplätze. Dass man diese Kapazitäten aufbaut, das ist alles richtig, das müssen wir machen. Wir als GRÜNE finden nichts, was falsch ist in diesem Antrag. Deswegen, da kann ich die Spannung schon einmal wegnehmen, werden wir diesem Antrag zustimmen.
Welche Lehren kann man daraus ziehen? Wir werden noch mehr Kräfte in den Waldumbau stecken müssen, weil nur gesunde Mischwälder widerstandsfähig gegen solche Wetterunbilden sind. Was wir haben, ist im Prinzip ein Phänomen des Klimawandels. Wir können uns nun jährlich hier treffen und darüber unterhalten, welche gravierenden Folgen die Hitzewellen für das Zusammenleben und die
Gesundheit in der Stadt haben, die Auswirkungen in der Landwirtschaft oder eben im Forst. Wir können uns nicht immer nur mit diesem Phänomen beschäftigen, denn — und das hat die Debatte heute Vormittag, wo es um die Braunkohle ging, gezeigt: Wir haben Hausaufgaben zu machen, um tatsächlich an die Ursachen des Klimawandels heranzugehen. Das wird uns bei dieser Debatte wieder deutlich. Ganz im Kleinen, neben der Beschleunigung des Waldumbaus kann man sagen, dass das im Zieldreieck Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion an manchen Standorten die Chance bietet, Wald und Natur tatsächlich sich selbst zu überlassen. Es gibt aus dem Naturschutzbereich Aufrufe, sogenannte Sturmwurtbiotope zu belassen.
Das ist nicht die Lösung für die gesamte Fläche, aber etwa auch im Zusammenhang mit dem Birkhuhn bestehen da jetzt Chancen. Ich glaube, die sollten wir einfach ergreifen, dass man auch solchen Katastrophen ein bisschen was Gutes abgewinnen kann.
Das sind die wichtigen Sachen, die wir als Schlussfolgerungen daraus ziehen sollten, die über diesen Antrag hinausgehen. Gleichwohl werden wir dem zustimmen und hoffen, dass wir bei den anderen Punkten, die ich angesprochen habe, auch vorankommen.
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