Datum: 29. September 2021

Aktuelle Debatte Waldumbau – Löser: Regionale Wertschöpfungsketten sind Grundlage für nachhaltigen Holzbau in Sachsen

Redebeitrag des Abgeordneten Thomas Löser (BÜNDNISGRÜNE) zur Ersten Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktion BÜNDNISGRÜNE zum Thema: „Ohne Waldumbau wird’s teuer: Wald-, Forst- und Holzwirtschaft zukunftsfähig aufstellen.“
36. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 29.09.2021, TOP 2

– Es gilt das gesprochene Wort

 

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn wir heute hier vom Wald reden, soll man vom Holz nicht schweigen. Seit Jahrhunderten bewirtschaften wir Menschen die Wälder in unserer Umgebung. Wald und in dem Falle besonders auch Forst ist nicht nur eindrucksvoller Naturraum, wie Kollege Zschocke schon ausführte, sondern auch ein Grundpfeiler lokaler Wertschöpfung.

Wir haben hier vor ein paar Monaten gemeinsam den Antrag zur Stärkung des Holzbaus in Sachsen beschlossen. Holzbauweisen sind neben ihrer besonderen Ästhetik auch klimafreundlich und nachhaltig, weil Holz im Gegensatz zu Ziegeln oder Beton Kohlendioxid speichert, statt es in der Herstellung energieintensiv zu erzeugen. Besonders stark ist der klimaschützende Effekt, wenn das Holz mit kurzen Transportwegen zur Baustelle kommt.

Wir werden in Zukunft wieder viel häufiger mit Holz bauen und damit ein Stück weit an die große handwerkliche Tradition im Holzbau in Sachsen anschließen. Viele Bauträger haben bereits kleinere und größere Projekte in Holzbauweisen realisiert, denn die Nachfrage nach nachhaltig errichtetem Wohnraum steigt spürbar.

Aktuell ist in Dresden auf dem Gelände des ehemaligen Robotron Geländes ein Stadtquartier mit 48 Häusern und 1000 Wohnungen in Holz/Holzhybridbauweise geplant. Holzbau wird wichtiger werden. Es ist auch mittlerweile ein echtes Vermarktungsargument, nachhaltig zu bauen.

Wir wollen deshalb – und in diesem Punkt sind wir uns in der Koalition einig – zügig die Bestimmungen der Sächsischen Bauordnung so anpassen, dass das Bauen mit Holz zukünftig vor allem für mehrgeschossige Gebäude erleichtert werden wird.

Um auch bei unseren landeseigenen Bauvorhaben – wir wollen ja mindestens fünf freistaatliche Bauvorhaben in Holzbauweise umsetzen – deutlich mehr sächsisches Holz verwenden zu können, brauchen wir aber entsprechende Mechanismen in unseren Vergaberichtlinien und ein aktualisiertes Vergabegesetz. Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, das Vergabegesetz solle „die Interessen von mittelständischen Unternehmen in besonderer Weise“ berücksichtigen und gleichzeitig „das Prinzip der Nachhaltigkeit bei der Vergabe stärken.“

Dieser Leitgedanke würde in ganz besonderer Weise die heimische Holzwirtschaft unterstützen, Planungssicherheit schaffen und Sachsen von den teils dramatischen Entwicklungen der internationalen Holzmärkte entkoppeln.

Die Holzpreise, es ist bekannt, haben im letzten Jahr eine Steigerung von bis zu 50 Prozent aufzuweisen. 50 Prozent Baupreiskostensteigerung im Holz. Wer mit Bauen zu tun hat, kann sich vorstellen, was das mit den Firmen und deren Kalkulation macht.

Wenn man mit Zimmermeistern oder Leuten aus dem holzverarbeitenden Gewerbe spricht, spürt man die Unruhe. Auf der einen Seite der Wunsch, stärker mit dem Material Holz zu arbeiten. Auf der anderen Seite die absolute Unberechenbarkeit der Baupreisentwicklung.

Und das vor dem Hintergrund, dass Unmengen von Holz in unseren sächsischen Wäldern herumliegen oder auch noch stehen. Und noch verrückter wird das Ganze, wenn man dann sieht, dass viele LKW, die Holz nach Sachsen liefern, aus Skandinavien oder Osteuropa kommen.

Fragt man nach den Ursachen der Preisexplosion, wird die Sogkraft der Märkte in China und den USA benannt und Lieferengpässe beim Sägen des Holzes. Die großen Werke verkaufen große Mengen Holz an Übersee und geben die entsprechenden hohen Preise
an die sächsischen Unternehmen weiter.

Die Situation ist dramatisch genug, dass sich der Sächsische Handwerkstag mit einem Positionspapier Holz an uns gewandt hat. Es wird eingeschätzt, dass wir noch zu wenig über die genauen Ursachen der exorbitant gestiegenen Preise wissen. Sie fordern eine genaue Analyse, um wirksame Strategien für stabile regionale Lieferketten zu erreichen.

Eine ganze Reihe konkreter Vorschlägen werden benannt:

  • Marktanlyse zum Holzmarkt
  • anhand der Ergebnisse mittel- und langfristige Maßnahmen zur Markstabilisierung
  • nachwachsende Rohstoffe in die Rohstoffstrategie des Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr aufnehmen
  • Stärkung der regionalen Sägewerke, Genossenschaftsgedanken
  • Fokus staatlicher Fördermaßnahmen auf den Aufbau regionaler, nachhaltiger Holz-Lieferketten richten
  • Projekt des Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft mit Umweltallianz Sachsen „Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten für den Rohstoff Holz in Pilotregion Südwestsachsen Chemnitz“ als erste Grundlage, Übertagung auf Sachsen
  • regelmäßige Branchendialoge

Wir sehen, in diesem Thema steckt Potential. Genau wie im Bauen mit Holz insgesamt. Lassen Sie uns gemeinsam eine Antwort auf die Fragen des Sächsischen Handwerks finden. Wir als BÜNDNISGRÜNE-Fraktion haben an diesem Thema – und jetzt sage ich das Wort zum letzten Mal – ein nachhaltiges Interesse.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.