Datum: 13. Dezember 2023

Denkmalschutz – Löser: Wir wollen unsere Denkmale mit intelligenten Anpassungen fit für die Zukunft machen

Redebeitrag des Abgeordneten Thomas Löser (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD: „Denkmalschutz im Freistaat Sachsen – nur wer seine Geschichte pflegt, kann die Zukunft gestalten“ (Drs 7/14777)
80. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 13.12.2023, TOP 10

– Es gilt das gesprochene Wort –

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,

unser schöner Freistaat hat, wie Sie alle wissen, viele Vorzüge. Dazu gehört unter anderem das ausgesprochen reiche Erbe an Denkmalen. An erster Stelle kommen uns dabei wahrscheinlich altehrwürdige Gebäude in den Sinn, hier gleich gegenüber beispielsweise das Japanische Palais aus dem Barock.

Ehrwürdig sind aber auch Werke jüngerer Zeiten. So haben wir hier als Abgeordnete auch das Privileg, im jüngsten Baudenkmal Sachsens zu tagen. Als erstes nach 1990 errichtetes Gebäude wurde der Landtag vor wenigen Wochen in die Denkmalliste eingetragen.
Neben diesen klassischen Baudenkmalen vom Umgebindehaus über gotische Kirchen, Bürgerhäuser der Renaissance, Schulen im Jugendstil, gründerzeitliche Wohnviertel bis zu den Werken der Ostmoderne – um nur einige wenige Beispiele zu nennen – gibt es auch beeindruckende Zeugnisse der Technikgeschichte, der Garten- und Landschaftsgestaltung, der Archäologie und nicht zuletzt Werke der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks, die als Kulturdenkmale besonderen Schutz genießen.

Wir wollen mit unserem Antrag dazu beitragen, die wichtige Arbeit der sächsischen Denkmalpflege zu würdigen und auf die aktuellen Herausforderungen auszurichten. Digitale Verfahren können beispielsweise die Arbeit mit und an Denkmalen sowie die Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten von der Eigentümerin bis zum Fachplaner erleichtern. Sie benötigen aber auch die technischen Voraussetzungen und gut geschultes Fachpersonal. Wie die Denkmalpflege dabei aufgestellt ist, soll uns die Staatsregierung berichten.

Das Gleiche gilt für die Öffentlichkeitsarbeit. Tue Gutes und sprich darüber, gilt auch beim Erhalt unseres kulturellen Erbes. Viele Privatleute, aber auch die Kommunen, verschiedenste öffentliche Einrichtungen und der Freistaat selbst leisten wertvolle und anerkennungswürdige Arbeit, in der viel Geld, Zeit und Hingabe steckt.

Preise und Wettbewerbe, Broschüren und Berichte zeigen die Vielfalt des Engagements und sollen nicht zuletzt zur Nachahmung anregen. Denn – das ist bei aller ernsthaften Bemühung um den Denkmalschutz leider auch wahr: Noch immer gibt es etliche Denkmale in schlechtem Zustand, die vor dem Substanzverlust gerettet werden müssen.

Dabei ist das Handwerk ein unverzichtbarer Teil der Rettungskette. Wir wollen dafür sorgen, dass weiterhin Fachkräfte in der baulichen Denkmalpflege in allen nötigen Gewerken ausgebildet werden und das hohe Niveau des Fachwissens durch Qualifizierung und Weiterbildung erhalten werden kann.

Die herausragenden Leistungen, die Sachsen auf dem Gebiet der Denkmalpflege vorzuweisen hat, wären ohne das hiesige Handwerk und die große Erfahrung im Umgang mit historischer Bausubstanz undenkbar. Davor habe ich höchsten Respekt und möchte an dieser Stelle von Herzen allen Bauleuten DANKE sagen.

Ein Baudenkmal kann eigentlich nur gerettet und für die Nachwelt erhalten werden, wenn es eine Nutzung gibt. Die heutigen Anforderungen an Wohn- und Arbeitsräume erfordern allerdings meistens eine Anpassung der Bausubstanz.

Wir gehen nicht mehr auf den Donnerbalken, fließendes Wasser und elektrisches Licht sind nötig, ein behagliches Raumklima sommers wie winters ist uns eine Selbstverständlichkeit geworden. Wir wollen Teilhabe für alle ermöglichen, deshalb bemühen wir uns auch in historischen Gebäuden um Barrierefreiheit. Es geht um Fragen der energetischen Sanierung und um die Frage wie man Denkmalschutz und Solar zusammenbringen kann.

Vieles ist dabei im konkreten Einzelfall zu bedenken. Der Antrag beauftragt die Staatsregierung, die allgemeingültigen rechtlichen Grundlagen zu diesen und weiteren Themen gut zusammenzufassen, die jede Sanierung betreffen.

Ein erster wichtiger Schritt ist dabei schon getan, nämlich die Veröffentlichung der Handreichung des Landesamts für Denkmalpflege zu Denkmalschutz und Solarenergie, für die wir BÜNDNISGRÜNE uns sehr eingesetzt haben.

Ein weiterer wichtiger Punkt des Antrags widmet sich dem immer bereichernden Blick über den Tellerrand. Die bereits vorhandenen internationalen Beziehungen auf dem Feld der Denkmalpflege sollen ausgebaut werden. Dabei wollen wir ganz besonders die Zusammenarbeit mit unseren direkten Nachbarländern Tschechien und Polen intensivieren.

Ein Punkt, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist die Unterstützung für Initiativen, die sich der Weiterverwendung historischer Baustoffe verschrieben haben. Es gibt Privatleute, Vereine und Initiativen, die verschiedenste Bauteile sichern, lagern, katalogisieren und zum Wiedereinbau weitergeben. Da man dafür neben der fachlichen Expertise auch geeignete Lagermöglichkeiten braucht, wollen wir Wege finden, solche Stätten der Werterhaltung zu sichern.

Dieses Element der Kreislaufwirtschaft am Bau ist eine richtig gute Sache für nachhaltiges Bauen. Gleichzeitig hat man die Chance, auf bauzeitlich passende Elemente zurückzugreifen, sollten Elemente bereits verloren gegangen sein.

Denn neben der wichtigen Funktion der Denkmalpflege für unsere Kulturgeschichte ist die Weiternutzung unseres historischen Baubestands vor allem ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Gebäude, die schon Jahrhunderte überdauert haben und heute noch immer einen Nutzen für uns bieten, sind der Maßstab, an dem wir auch unsere heutigen Bauaufgaben ausrichten sollten.

Häuser nach wenigen Jahrzehnten Nutzungszeit wieder abzureißen, ist ökologisch nicht vertretbar und sollte daher möglichst vermieden werden. Wir wollen den Bestand erhalten und mit intelligenten Anpassungen fit für die Gegenwart und Zukunft machen. Das hat uns die Denkmalpflege schon seit Jahrzehnten vorgelebt und ich denke, vieles davon lässt sich auch auf den allgemeinen Gebäudebestand übertragen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sachsen ist ein Denkmalland. Über 100.ooo Baudenkmale und 13.000 Bodendenkmale sind in der Kulturdenkmalliste des Freistaates erfasst. Ungefähr fünf Prozent der Gebäude in Sachsen stehen unter Denkmalschutz und das ist Deutschlandweit ein Spitzenwert.

Wir BÜNDNISGRÜNE treten aus Überzeugung für die Aufgaben der Denkmalpflege ein und werden uns nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Haushaltsberatungen wieder dafür stark machen.

Über eine breite Zustimmung zu diesem Antrag würde ich mich deshalb sehr freuen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!