Datum: 21. März 2024

Holzbauinitiative – Löser: Wir bekennen uns klar zum nachhaltigen Bauen mit Holz

Redebeitrag des Abgeordneten Thomas Löser (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD: „Sächsische Holzbauinitiative fortsetzen und befördern“ Drs 7/15724

86. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 21.03.2024, TOP 1

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Bauen mit Holz beeindruckt und begeistert. Es spannt den Bogen von mittelalterlichen Fachwerkhäusern, die heute noch bewohnt werden, bis hin zu Hightech-Konstruktionen für große Hallen mit riesigen Spannweiten.

Einfache Konstruktionen, die man schon mit Kindern nachbauen kann, oder hochkomplexe Holz-in-Holz-Verbindungen, die nur die erfahrensten Zimmerleute beherrschen. Ein regional verfügbares, umweltfreundliches und CO2-bindendes Material mit vielseitigsten Anwendungsmöglichkeiten vom Zaunspfahl bis zur kostbaren Intarsie.

Wir BÜNDNISGRÜNE bekennen uns ganz klar zur sächsischen Holzbauinitiative, die wir dankenswerter Weise in den vergangenen vier Jahren gemeinsam in der Koalition vorangebracht haben und die von Staatsminister Schmidt und dem Staatsministerium für Regionalentwicklung mit großem Engagement getragen wird.

Es ist kein Geheimnis, dass in der Koalition immer mal wieder jemand Späne macht – beim Holzbau bleibt das erfreulicherweise aus. Da ziehen wir an einem Strang. Dafür an dieser Stelle mein Dank an die Staatsregierung und die geschätzten Kolleginnen und Kollegen hier im Sächsischen Landtag.

Ganz besonders freut mich die positive Entwicklung, die das Holzbaukompetenzzentrum dank der im Haushalt verankerten Förderung nehmen konnte.

Hier werden wesentliche Akteurinnen und Akteure vernetzt, wegweisende Projekte unterstützt und vor allem tragen die Veranstaltungen herausragende nationale und internationale, aber natürlich auch sächsische Beispiele für gelungene Architektur mit Holz in die Breite.

Der nächste Sächsische Holzbautag steht auch schon an und ich freue mich auf die neuen Impulse.

Wir hatten die Staatsregierung beauftragt, auch selbst als Bauherrin öffentlicher Bauten stärker auf den Einsatz von Holz zu setzen und erste Projekte sind inzwischen abgeschlossen.

Ein besonderes Beispiel für eine recht exklusive staatliche Bauaufgabe ist mit Sicherheit das Gestüt in Moritzburg. Passend war die Wahl von Holz als Baustoff auch bei der Lehrwerkstatt des Sachsenforsts in der Dresdner Heide – die Gestaltung war so überzeugend, dass das Projekt den ersten Platz beim letzten Sächsischen Holzbaupreis erringen konnte, für den aktuell wieder der Aufruf läuft.

Es gibt in Sachsen natürlich noch weitere spannende Projekte. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgen alle Interessierten denke ich das Holzhochhaus, welches in Leipzig Paunsdorf entstehen soll und überwiegend als Sozialwohnungsbau geplant wird.

Anderswo auf der Welt, zum Beispiel in Norwegen oder in Österreich, sind Hochhäuser mit Holztragwerken schon länger etabliert – für uns in Deutschland ist das noch nicht alltäglich und umso mehr freue ich mich, dass wir in Sachsen damit vorangehen.

Holzkonstruktionen eignen sich in besonderer Weise auch für die Vorfertigung von Elementen, also ganzen Decken oder Wänden, die komplett mit allen gewünschten Oberflächen, seien es Fliesen oder malerfertig gespachtelte Platten, und mit den erforderlichen Installationen wie Kabeln, Wasserleitungen bis hin zu Fußbodenheizungen auf die Baustelle gebracht werden und dann in kürzester Zeit montiert werden können.

Hier in Dresden haben wir das am Schilfweg mit einem Schulgebäude ausprobiert, das dringend als Auslagerungsstandort für die Sanierung anderer Schulen benötigt wurde – und das hat wirklich gut geklappt.

Es ist nicht nur rechtzeitig fertig geworden, sondern die Architektur und die Qualität der Innenräume sind sehr ansprechend und überzeugend.

Neben Holz als Material für tragende Strukturen, aber auch im Ausbau für Bodenbeläge oder ganz klassisch für Fenster und Türen möchte ich noch auf eine andere wichtige Materialgruppe eingehen, nämlich nachwachsende und naturnahe Baustoffe wie Stroh, Lehm oder Hanf.

Einzeln oder auch in sinnvoll gewählten Kombinationen können sie für die Wärmeisolierung oder den Ausbau von Gebäuden eingesetzt werden.

Das Potenzial dieser Baustoffe muss dringend aus der Nische geholt werden, in der sie jetzt stecken. Wir verwenden zur Zeit für den Trockenbau beispielsweise Gipskartonplatten oder Dämmstoffe aus erdölbasierten Rohstoffen, die in der Herstellung energieintensiv sind und am Ende ihrer Lebenszeit als Sondermüll Probleme bereiten. Diese können mit Trockenbauplatten aus Lehm und Dämmungen aus Holzwolle und Hanffasern ersetzt werden. Auf der Bau-Messe vergangene Woche waren zahlreiche erprobte Anwendungen des sächsischen Handwerkes zu sehen.

Wir BÜNDNISGRÜNEN wollen diese Bauwende – eine Ausrichtung der Bauindustrie und unserer Gebäude beim Neubau und der Sanierung unserer Bestände an Klimaneutralität und am Schutz unserer Lebensgrundlagen.

Natürlich bedeutet das, dass wir uns von manchen Gewissheiten der Vergangenheit und Gegenwart abwenden müssen, um Ressourcen mit Weisheit zu verwenden und nicht negative Folgen – zum Beispiel Sondermüll im Bauschutt – auf kommende Generationen abzuwälzen.
Es bedeutet aber auch eine fortwährende Evolution unserer Bauweisen. Man kann – wenn man den Begriff der Bauwende nicht mag – also auch gern von Bauevolution oder auch Baurevolution sprechen.

Erst vor wenigen Tagen durfte ich an der Preisverleihung für den Sächsischen Baupreis für das Bauen der Zukunft teilnehmen. Nachhaltig, innovativ und zirkulär waren die Leitkriterien für viele wirklich beeindruckende Ideen aus ganz Sachsen.

Unter anderem wurde ein neu entwickelter Verbundziegel, der komplett aus Ziegelbruch hergestellt wird und die gleichen Anforderungen wie der Originalziegel erfüllt, vorgestellt.

In dieser Richtung müssen wir weiterkommen und deshalb haben wir den vorliegenden Antrag eingebracht. Wer schon einen Blick in die Stellungnahme der Staatsregierung geworfen hat, konnte sehen, dass Vieles schon auf einem guten Weg ist.

Ich werbe deshalb um Zustimmung für unsere Initiative: Halten wir das Thema weiter auf der Agenda und geben wir der Sache Rückenwind.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.