Datum: 15. Dezember 2020

Lehramtsstudium weiterentwickeln – Maicher: Lehrerinnen und Lehrer da ausbilden, wo sie gebraucht werden

Redebeitrag der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD "Grundständiges Lehramtsstudium zukunftsgerecht weiterentwickeln" (Drs 7/4485)

20. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 17.12.2020, TOP 2

Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
 liebe Kolleginnen und Kollegen, 

 
mit dem vorliegenden Antrag werden wir das Lehramtsstudium in Sachsen ausbauen und weiterentwickeln. Wir setzen Mittel aus dem Zukunftsvertrag ein, um die Zahl der Studienanfängerplätze auf 2.700 zu erhöhen und das Bildungspaket 2020 weiterzuführen.
 
Wir erproben verschiedene Modellstudiengänge und regionalisieren die Lehramtsausbildung sowohl in der universitären Phase als auch im Vorbereitungsdienst. Damit setzen wir nicht nur die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag um, sondern sichern die Lehramtsausbildung qualitativ und quantitativ auf hohem Niveau.
 
Doch dies, liebe Kolleginnen und Kollegen, geschieht nicht zum Selbstzweck oder im luftleeren Raum.
Vielmehr gehört das Stichwort „Lehrermangel“ ins Zentrum der Debatte. Während lange allein über Einstellungszahlen gestritten wurde, wuchs gleichzeitig ein anderes Problem: Eine Lehrerstelle zu haben und diese auch zu besetzen, das sind zweierlei Dinge. Das Problem bestand nicht länger nur in der Anzahl der Stellen, sondern in deren adäquater Besetzung entsprechend Schulart, Fächerkombination und Region. Und vor diesem Dilemma – so ehrlich müssen wir sein – stehen wir nach wie vor.
 
Um dem zu begegnen, ist einiges passiert und vieles auf den Weg gebracht: Beispielsweise wurde die Zahl der Studienplätze stark erhöht. Die Beratung angehender Lehramtsstudentinnen und -studenten wurde ausgebaut. Der Beirat „Perspektive Land“ wurde eingerichtet.
 
Um den Lehrer*innenberuf attraktiver zu machen, werden wir die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte weiter verbessern. Dazu gehört das vereinbarte Gesundheitsmanagement ebenso wie perspektivisch die Gewährung von Anrechnungsstunden und die Reduzierung des Pflichtstundenmaßes.
 
Um bestens ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer für den sächsischen Schuldienst zu gewinnen, muss die akademische Ausbildung attraktiv sein.
 
Deshalb reicht die Erhöhung der Studienplätze und die Verstetigung des Bildungspaketes nicht aus. Es braucht auch Initiativen zur Steigerung des Studienerfolges.
 
Wir nehmen die Zentren für Lehrerbildung als wichtige Akteure der umfassenden Lehramtsausbildung in den Blick. Sie sollten zu allen Phasen der Lehrer*innenausbildung beitragen, damit die Qualität des Studiums erhöhen und Studienabbrüche vermeiden helfen. Deshalb haben wir auch im Koalitionsvertrag vereinbart, die Zentren für Lehrerbildung auszubauen und strukturell zu stärken.
 
Der Erfolg der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen und somit die Zukunft der Schulbildung liegt in der guten Abstimmung: zwischen den Hochschulen, den Schulen, dem Landesamt für Schule und Bildung und den zuständigen Ministerien. Diesen Austausch wollen wir weiter voranbringen, um den Bedarf der Kapazitäten zu sichern, aber auch die Weiterentwicklung des sächsischen Schulwesens zu befördern.
 
Wir wollen Lehrerinnen und Lehrer da ausbilden, wo sie gebraucht werden. Die Regionalisierung, die mit der Ausbildung von Grundschulreferendaren in Löbau und Annaberg begann, weiten wir aus. Ferner stärken wir die Zusammenarbeit der lehramtsbildenden Universitäten mit den Hochschulen, etwa zwischen der TU Dresden und der Westsächsischen Hochschule Zwickau oder der Hochschule Zittau/Görlitz für das technisch-berufliche Lehramt.
 
Wir erproben erstmals einen Modellstudiengang für eine Ausbildung nach Schulstufen anstatt nach Schularten und sichern dieses Modell im Rahmen der Kapazitätserweiterung ab. Ich sehe darin eine große Chance zur Steigerung der Attraktivität der Lehramtsausbildung. Sie erhöht die Vielseitigkeit des Lehramtsstudiums und baut Vorbehalte in Bezug auf unterschiedliche Wertigkeiten bestimmter Schularten ab.
Dadurch wird nicht nur ein flexiblerer Einsatz zur Reduzierung des Personalmangels an Schulen geschaffen. Die Lehrerinnen und Lehrer werden auch besser auf Änderungen der Schullandschaft vorbereitet. Zugleich schafft diese Ausbildung ein besseres Verständnis der Lehrenden für die fachlichen Inhalte und didaktischen Anforderungen der jeweils anschließenden oder vorhergehenden Schularten und Schulstufen.
 
Unser gemeinsames Ziel ist klar: Wir wollen die bestmögliche Bildung für alle Kinder und Jugendlichen. Dafür braucht es gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer in ausreichender Zahl. Mit der Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums und dem Beschluss des vorliegenden Antrags leisten wir dazu einen entscheidenden Beitrag.

» Mehr Informationen zur 19. und 20. Sitzung des 7. Sächsischen Landtages