Datum: 31. März 2006

PM 2006-104: Grüner Antrag zur Fußballfan-Sozialarbeit nimmt erste Hürden

Innen- und Bildungsausschuss stimmen Unterstützung sächsischer Fanprojekte zu
Die Initiative der GRÜNEN-Fraktion für die Beteiligung des Freistaats an der Finanzierung von Fußballfan-Sozialarbeit hat die ersten Hürden genommen. Innen- und Bildungsausschuss stimmten Donnerstagabend bzw. Freitagvormittag zu. Laut Beschluss soll die Arbeit der sächsischen Fanprojekte unterstützt und die Vorgaben des ‚Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit‘ (NKSS) umgesetzt werden. Außerdem wird die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Fanprojekten verstärkt.
„Endlich wird die Arbeit der Fan-Projekte anerkannt. Die jahrelange, stiefmütterliche Behandlung hat ein Ende“, so Elke Herrmann, die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion und Initiatorin des Antrags. „Wie kaum ein anderes Bundesland hat Sachsen Probleme mit gewaltbereiten Fußballfans. Wir brauchen die Arbeit der Fan-Projekte gegen Gewalt und Rechtsextremismus nicht nur in Dresden sondern auch in Aue, Chemnitz, Leipzig und Zwickau. Es kann nicht sein, dass wie bisher die Verantwortung für diese Präventionsarbeit allein den Kommunen aufgebürdet wird.“
Im ‚Nationalen Konzept Sport und Sicherheit‘ (NKSS) ist die Drittelfinanzierung zwischen Deutschem Fußballbund (DFB), Land und Kommune für die Mitarbeiterstellen in der sozialpädagogischen Fansozialarbeit festgeschrieben. In Sachsen beteiligt sich der Freistaat derzeit nur an einer Stelle in Dresden im Rahmen eines Modellprojekts. Zwei weitere Stellen (Aue, Leipzig) werden vom DFB mitfinanziert, obwohl der Finanzanteil des Freistaats fehlt.
Seit dem letzten Jahr ist es möglich, dass auch Fan-Projekte in niedrigen Spielklassen unterstützt werden. „In den niedrigen Spielklassen haben wir zunehmend Probleme, genau dorthin verlagert sich die Gewalt“, meint Elke Herrmann mit Blick auf die Zahl gewaltsuchender und gewaltbereiter Fans in Sachsen. „Die Hälfte der knapp 1900 sächsischen „Problemfans“ sind Anhänger von Vereinen unterhalb der Regionalliga.“
Der Antrag wird Ende April abschließend im Sozialausschuss behandelt.

Die GRÜNE-Fraktion im Sächsischen Landtag hatte am 6. Dezember 2005 ihren Antrag „Pro Fußballfans: Für eine Fansozialarbeit – Raus aus dem Abseits!“ (Drs. 4/ 3246) vorgestellt. Nach der Anhörung im Sozialausschuss am 1. März konkretisierte die GRÜNE-Fraktion ihr Vorhaben per Änderungsantrag.
A-Pro_Fu_ballfans__29.03.06_.pdf
Wie wichtig diese sozialpädagogische Fansozialarbeit zum Abbau von Gewalt und Rechtsextremismus ist, hat das letzte Wochenende gezeigt. Beim Auswärtsspiel des FC Sachsen Leipzig gegen den Halleschen FC in der 4. Liga stürmten hunderte Leipziger Fans den Platz in Richtung Halle-Fans. Erst ein massiver Polizeieinsatz konnte eine Konfrontation verhindern. Während des Spiels wurden von beiden Seiten Raketen in die Richtung der gegnerischen Fans abgefeuert. Im Zusammenhang mit rassistischen Beschimpfungen kam es nach dem Spiel zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen einem nigerianischen Abwehrspieler des FC Sachsen und Fans des HFC.
1993 wurde das NKSS u.a. vom DFB, der Innen-, Jugend- und Sportministerkonferenz und von den Bundesministerien des Inneren bzw. für Frauen und Jugend erarbeitet. Seit über 10 Jahren hat sich die sozialpädagogische Fansozialarbeit bei der Eindämmung von Gewalt und Rechtsextremismus bewährt.
http://www.kos-fanprojekte.de/pdf/nkss-1292.PDF