PM 2006-339: Edelsteine verpflichten – Hilferuf von Dr. Martin Roth muss ernst genommen werden
„Es ist eine Schande für den Freistaat, wenn sich Herr Roth an die überregionale Presse wenden muss, weil er bei der Staatsregierung auf taube Ohren stößt,“ so kommentiert Karl-Heinz Gerstenberg, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, das Protestschreiben des Direktors der Staatlichen Kunstsammlungen. „Es ist unsere Pflicht und es sollte uns auch ein Vergnügen sein, die ererbten Kunst- und Kulturschätze zu erhalten und weiterzugeben. Ohne gut ausgebildetes Personal, das eine qualifizierte Arbeit leistet, verlieren die kostbarsten Edelsteine in den schönsten Gewölben ihren Glanz.“
Gerstenberg kritisiert die Standardreaktion der Staatsregierung, wonach Sachsen deutschlandweit die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Kultur hat. „Dem Freistaat gebührt große Anerkennung, mit welch hohem finanziellen Aufwand er sich zum Beispiel für das Schloss und das Grüne Gewölbe eingesetzt hat. Aber auch im Kulturbereich sind die baulichen Investitionen nur die Grundlage.“
Sachsen schmücke sich gern mit dem Beinamen Kulturland. Diese Kultur gehört aber zu den wichtigsten Potentialen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, die der Freistaat zu bieten hat. „Wenn sich jetzt die Staatlichen Kunstsammlungen, der Leuchtturm unter den sächsischen Museen, mit einem Hilfeschrei an die Öffentlichkeit wenden, dann muss das erst recht den Blick auf die Situation der anderen Sammlungen schärfen.“ So sähen sich beispielsweise die Ethnographischen Sammlungen und die Naturhistorischen Sammlungen vor ähnlich erschreckenden Problemen.
Gerstenberg begrüßt, wenn die Museen Partner aus der Wirtschaft finden. „Das entlässt den Freistaat jedoch nicht aus seiner Verantwortung. Denn nicht jede wertvolle sächsische Sammlung hat den internationalen Ruf des Grünen Gewölbes, und trotzdem bewahrt sie teilweise weltweit einzigartige Schätze. Geben wir diese Museen und die wissenschaftliche Arbeit an ihren Sammlungen auf, riskieren wir unser kulturelles Gedächtnis.“