Datum: 27. Oktober 2006

PM 2006-403: Hochschulen ticken anders – Staatsregierung fehlt bei Management-Universitäten Unterstützung der Hochschulen

‚GRÜNE HOCHSCHULTOUR‘ endet heute in Mittweida
Die GRÜNE-Fraktion im Sächsischen Landtag sieht sich nach intensiven Gesprächen an den Hochschulen in ihren Grundpositionen zur Hochschulreform bestätigt, so das Resümee zum Abschluss der einwöchigen ‚GRÜNEN HOCHSCHULTOUR‘.
Der Parlamentarische Geschäftsführer und hochschulpolitische Sprecher der Fraktion, Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, zeigte sich von der nahezu einmütigen Absage an Management-Universitäten und Hochschulen positiv überrascht.
„Von den Hochschulleitungen bis zu den Studierenden kommt ein klares Bekenntnis zur demokratischen Mitwirkung an den Hochschulen und zur Beibehaltung eines veränderten Konzils.“ Selbst von als CDU-nah geltenden Rektoren würde die Idee von Hochschulen als Unternehmen abgelehnt. „Die Regierungskoalition, insbesondere die CDU, sollte in sich gehen und diese Position der Hochschulen in ihren Entwurf für ein neues sächsisches Hochschulgesetz einfließen lassen. Eine Reform über die Köpfe der Hochschulen hinweg wird scheitern. Hochschulen ticken anders.“
Während der Gespräche mit den Hochschulleitungen sei klar geworden, dass insbesondere in Personal- und Finanzfragen weit reichende Freiheiten nötig seien. So müssten insbesondere größere Universitäten die Liegenschaftsverwaltung in die eigenen Hände bekommen. „Wenn die Hochschulen bei großen Bauvorhaben wie etwa in Leipzig oder Chemnitz bürokratisch über die sächsische Bauverwaltung kommunizieren müssen, kostet dies Zeit, Geld und Nerven. Diese Folgen der derzeitigen Autonomieverweigerung sind nicht mehr zu rechtfertigen.“
Bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses zeichne sich nach Ansicht der Hochschulen schon jetzt größerer Nachsteuerungsbedarf ab. So seien die gestuften Studiengänge oft überstürzt und unüberlegt eingeführt worden. Durch steigende Prüfungslasten seien personelle Engpässe und deutliche Überlastung der Studierenden absehbar. „Wer auf Landesebene die Diskussion um Bachelor und  Master als abgeschlossen betrachtet, irrt sich gewaltig. Wir werden die weitere Umsetzung von Bologna zum Thema im Landtag machen“, so der grüne Hochschulpolitiker.
Ein ‚heißer Herbst‘ für die Koalition kündige sich in Bezug auf die geplanten Kürzungen der Studentenwerkszuwendungen von 9,2 auf 5,5 Millionen Euro an. Aus Sicht der Studierendenräte und Verwaltungsräte der Studentenwerke seien Preissteigerungen oder Erhöhungen der Semesterbeträge unausweichlich. „Die Studierenden bereiten derzeit den Protest gegen die nicht hinnehmbaren Kürzungen vor. Wir bestärken sie darin. Nur durch sofortigen starken Widerstand wird dieses unsoziale Vorhaben der Staatsregierung noch abzuwenden sein“, so Dr. Karl-Heinz Gerstenberg.
Die ‚GRÜNE HOCHSCHULTOUR‘ tourte diese Woche durch Sachsen. In Dresden, Freiberg, Leipzig, Zwickau, Chemnitz, Görlitz und Zittau gab es Infostände, Gespräche mit Rektoren und Vertretern der Studentenräte und Veranstaltungen.
Heute (Freitag) endet die Hochschultour in Mittweida.
Das Tourtagebuch der ‚GRÜNEN HOCHSCHULTOUR‘ kann im Internet verfolgt werden.