Datum: 15. Dezember 2006

PM 2006-481: Sachsens Obst und Gemüse enthält zu viele Pestizidrückstände

Informationen über belastetes Obst und Gemüse erreichen Bürger nicht
Sachsens Obst und Gemüse enthält zu viele Pestizidrückstände. Das ist das Ergebnis Kleiner Anfragen zu Pestiziden im Sommerobst des grünen Abgeordneten Johannes Lichdi (Drs. 4/5992-94).
„Die Landesregierung muss die Kontrollen von Obst und Gemüse auf Pestizidrückstände im Freistaat Sachsen verstärken“, fordert Johannes Lichdi, umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion. „Sechs Prozent des Gemüses in sächsischen Geschäften hat viel zu hohe Pestizidwerte. Das ist für die Bürgerinnen und Bürger unzumutbar.“
Nach Angaben des sächsischen Sozialministeriums wurden 2006 bisher in jeder 27. Probe bei Frischobst und in jeder 17. Probe bei Frischgemüse in Sachsen Überschreitungen nach Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) aufgefunden  (Drs. 4/5993).
„Wer Obst und Gemüse mit Pestizidrückständen über den erlaubten Grenzwerten in den Handel bringt, muss konsequent mit Bußgeldern belangt werden“, erklärt Johannes Lichdi.
Besorgnis erregend ist zudem, dass in 40,3 Prozent der Proben beim Frischobst, in 21,6 Prozent beim Frischgemüse und in 5 Prozent der Kartoffelproben Mehrfachbelastungen an Bioziden aufzufinden waren. Über den Kombinationswirkungen von verschiedenen Pflanzenschutzmitteln im menschlichen Organismus ist in der Wissenschaft wenig bekannt. Jedoch warnen die Wissenschaftler vor Gesundheitsgefahren aufgrund schlechter Voraussagemöglichkeiten der komplexen Wirkungen.
Sachsens Sozialministerium äußert sich zu den Mehrfachbelastung an Pestiziden folgend: <> (Drs. 4/3903).
Bis zum September 2006 waren in Sachsen in 131 Proben von Frischobst (66,8 Prozent), in 91 Prozent von Frischgemüse (39,2 Prozent ) und in neun Proben Kartoffeln (45 Prozent) Pestizidrückstände nachgewiesen worden.
Der grüne Landtagsabgeordnete kritisiert die Informationspolitik des Landesamtes für Gesundheits- Veterinärwesen (LUA). „Es reicht nicht aus, dass die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen auf Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel im Internet und in der Fachpresse stehen. Sie müssen auch beim ‚einfachen Bürger‘, der kein Internet nutzt, ankommen. Schlecht informiert sind insbesondere ältere und sozial schwächere Menschen.“

Die Kleine Anfragen sind entstanden nachdem Greenpeace Sommer 2006 Grenzwertüberschreitungen von Pestiziden im Sommerobst in Leipziger Filialen von Kaufhof, REWE und PLUS nachgewiesen hatte.
(siehe http://de.einkaufsnetz.org/gift/lebensmittel/10931.html).

Kleine Anfragen zu Pestiziden im Sommerobst (Drs. 4/5992-94)


  • Drs. 4/5992

  • Drs. 4/5993

  • Drs. 4/5994

Kleine Anfrage zu chemischen Belastungen von Obst und Gemüse in Sachsen (Drs. 4/3903):

  • Drs. 4/3903