Datum: 21. März 2007

PM 2007-105: Rohstofftag – Ausbau der Braunkohle in Sachsen

Hermenau: Nehmen Sie die Fakten zur Kenntnis, Herr Milbradt
Zur Rede von Ministerpräsident Milbradt erklärt Antje Hermenau, die Chefin der GRÜNEN-Fraktion:
„Die Erde ist eine Scheibe. Mit der gleichen Intensität, in der über Jahrhunderte die katholische Kirche ihr Weltbild verteidigte, wiederholt der sächsische Ministerpräsident sein Mantra von den ‚weltweit modernsten Kraftwerken‘, in denen der heimische Energieträger Braunkohle verbrannt wird.
Auch Herr Professor Milbradt wird –  wie weiland die katholische Kirche – nicht umhin kommen, eines fernen Tages die Fakten zur Kenntnis zu nehmen.
Die Fakten sind: 
– Der Klimawandel ist unumkehrbar eingetreten. Er ist in Sachsen messbar und er wird den Freistaat Milliarden kosten.
– Um keinen galoppierenden Treibhauseffekt mit unabsehbaren Folgen zu erzeugen, muss es die Menschheit in diesem Jahrhundert schaffen, den Temperaturanstieg auf 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. 2 Grad – das ist gleichbedeutend mit einem CO2–Anteil in der Atmosphäre von maximal 480ppm.
– Derzeit ist eine Pro-Kopf-Emission von 3 Tonnen im Jahr klimaverträglich. In Sachsen liegt der entsprechende Wert bei ca. 12 Tonnen.
– Von allen Energieträgern emittiert Braunkohle bei gleicher Leistung den höchsten CO2–Anteil. Im Vergleich zu modernen Gaskraftwerken, die auch Wärme abgeben wie die in Leipzig oder Dresden, stoßen die vom Ministerpräsidenten hoch gelobten Kraftwerke in der Lausitz und in Lippendorf den vierfachen CO2–Anteil bei gleicher Leistung aus.
Niemand will derzeit die Kraftwerke abschalten. Völlig unsinnig und klimapolitisch skandalös ist es aber, ein Neues zu bauen, das 2011 in Betrieb gehen soll. Bei den bestehenden Kraftwerken ist aus finanz- und wirtschaftspolitischen Erwägungen schon heute zu bedenken, dass ein Ausstieg aus Gründen des Klimaschutzes erfolgen muss und – sei es auf internationalen Druck hin – erfolgen wird. Denn CO2–Verschmutzungsrechte werden teurer werden. Das ist der Sinn des Zertifikatshandels.
Vor dieser Entwicklung kann man, wie der Herr Ministerpräsident, die Augen verschließen, oder aktiv darauf reagieren.“