Datum: 31. Juli 2007

PM 2007-284: Spielzeit 06/07 – Freistaat musste über 4,6 Millionen für Einsatzstunden bei Fußballspielen zahlen

Mit 163.000 Euro könnte die Arbeit der fünf sächsischen Fanprojekte endlich gesichert werden
„Wenn das Konzept der Staatsregierung ‚Fußball und Sicherheit‘ Erfolg haben soll, muss endlich die Arbeit unabhängiger Fanprojekte einbezogen und ihre Finanzierung gesichert werden“, fordert Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion.
Dass sich diese Investition lohnt, zeigen die Anfragen der grünen Abgeordneten. In den 3 Jahren, in denen das Fanprojekt Dresden vom Land Sachsen als Modellprojekt direkt unterstützt wurde, haben sich die jährlichen Ausgaben für Polizeieinsätze von 1,6 Millionen Euro in der Saison 2004/2005 auf aktuell 1,2 Millionen Euro reduziert. „Dass sich der Freistaat Sachsen zum Jahresende aus der Finanzierung des Dresdner Projektes verabschiedet und die Existenz von Mitarbeiterstellen akut gefährdet, ist ein Skandal“, kritisiert Herrmann.
„Bevor Herr Ueberschär neue Fanprojekte fordert, müssen die zum Teil ehrenamtlich arbeitenden Fanprojekte wie zum Beispiel in Zwickau und Aue eine gesicherte Finanzierung haben. Ihre unabhängige Arbeit ist nicht durch die Fanarbeit der Vereine ersetzbar. Eine wichtige Aufgabe der Fanprojekte ist u. a. die Präventionsarbeit an Schulen, um zu verhindern, dass neue Gewalttäter ’nachwachsen‘.“
„Ich bin überzeugt, dass die Koordinierungsstelle ihre Vermittlerfunktion nur erfüllen kann, wenn Vereine und Fanprojekte zusammen mit Polizei und Kommunen an einem Tisch sitzen“, erklärt Herrmann.
Die Kleinen Anfragen zeigen, dass auch in der letzten Saison Fans und Spieler mit unverändert hohem Aufwand abgesichert werden mussten. Insgesamt waren in der Spielzeit 2006/2007 27.570 Polizisten bei Fußballspielen sächsischer Fußballvereine im Einsatz und leisteten 166.203 Dienststunden. Allein die Kosten für die Einsatzstunden beliefen sich auf 4,6 Millionen Euro. Für den Einsatz von Polizeikräften aus anderen Bundesländern oder der Bundespolizei musste der Freistaat zusätzlich 319.000 Euro berappen.
„Der Freistaat muss sich doch fragen, ob es angesichts dieser Wahnsinnskosten nicht endlich Zeit ist, die gewaltpräventive Fansozialarbeit gemäß dem Konzept ‚Nationalen Sport und Sicherheit’ zu finanzieren“, kritisiert Elke Herrmann. Gerade einmal 163.000 Euro an Landesmitteln wären nötig, um die Arbeit der fünf sächsischen Fanprojekte endlich abzusichern – der Freistaat unterstützt vor Ort aber lediglich das Fanprojekt Dresden mit 30.678 Euro. 
Dass die Finanzierung eine Frage des Willens ist, zeigt sich für Elke Herrmann bei der Einrichtung der Koordinierungsstelle für Fanarbeit: „Plötzlich waren Landesmittel da, die ressortübergreifend und unbürokratisch aufgebracht und ausgezahlt wurden. Die Situation wird sich jedoch kaum bessern, wenn sich der Freistaat faktisch auf ein Team mit 9 Abwehrspielern (Polizei, Sicherheitsdienste und Sportstaatsanwälte) stützt und nur einen Stürmer auf Zeit hat, der im ‚Feld der Gegner‘ allein gelassen wird.“
Die Kleinen Anfragen: Polizeieinsätze und Strataten im Zusammenhang mit Fußballspielen in der Saison 2006/2007: I, II, III