Datum: 10. August 2007

PM 2007-294: Zu wenig Stipendien für sächsische Studierende

Sächsische Universitäten könnten den Anschluss beim Exzellenzwettbewerb verlieren
„Der Freistaat stellt zu wenig Mittel für Landesstipendien von Promovierenden bereit“, kritisiert Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, hochschulpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion im Sächsischen Landtag. Aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Kleine Anfrage geht hervor, dass Länder wie Berlin, Sachsen-Anhalt oder Baden-Württemberg im Vergleich zu Sachsen drei- bis viermal soviel für die Graduiertenförderung ausgeben. Für den Hochschulpolitiker ist das ein unhaltbarer Zustand: „Sachsen ist bei den Promotionen seit Jahren Schlusslicht in Deutschland. Hier sehe ich einen dringenden Handlungsbedarf der Staatsregierung.“
Die jährlichen Aufwendungen für Landesstipendien sinken seit Jahren. Noch im Jahr 2002 wurden Promovierende mit 1,3 Millionen € gefördert. Derzeit wendet Sachsen 870.000 € jährlich für die Landesstipendien auf. Auch die Zahl der Stipendiaten ging der Anfrage zufolge von 141 (2002) auf 80 (2006) zurück. Allein in Freiberg hat sich in diesem Zeitraum die Zahl der Landesstipendiaten auf ein Drittel reduziert.
Die für 2008 geplante Anhebung auf 1,1 Millionen € stellt Gerstenberg nicht zufrieden. „Wenn sich Sachsens Hochschulen beim Exzellenzwettbewerb ernsthaft mit Baden-Württemberg und Berlin messen wollen, müssen die Promovierenden auch exzellente Förderbedingungen vorfinden. Wir bräuchten dann mindestens eine Verdreifachung der Stipendienförderung entsprechend der Summen in Berlin und Baden-Württemberg.“ Baden-Württemberg stellt für 260 Landestipendiaten jährlich 9,2 Millionen €, Berlin für 120 Geförderte 2,6 Millionen € zur Verfügung.
Der Hochschulpolitiker fordert bis zur Verabschiedung des nächsten Haushaltes eine zügige Promotionsförderung über den Europäischen Sozialfonds (ESF). „Anzahl und Qualität von Promotionen sind der Schlüssel zu forschungsstarken Hochschulen. Nicht zuletzt durch die Exzellenzinitiative drohen die sächsischen Universitäten auf diesem Feld den Anschluss zu verlieren. Hier muss das Land durch deutlich mehr Landesstipendien und europäische Gelder gleichermaßen gegensteuern.“
Gerstenberg fordert zudem, einen Ausbau der Stipendienförderung mit einer stärkeren Förderung von weiblichem Wissenschaftsnachwuchs zu verbinden. „Noch immer gibt es ein leichtes Übergewicht zu Gunsten männlicher Landesstipendiaten. Angesichts der geringen Beteiligung von Frauen in Wissenschaftsberufen sollte der Freistaat zukünftig bevorzugt Frauen fördern. Die sächsischen Hochschulen müssen zur ersten Adresse für exzellente Wissenschaftlerinnen werden.“
Kleine Anfrage „Sächsische Landesstipendien“ (Drs. 4/9028)