Datum: 16. Februar 2007

PM 2007-55: Anbau von gentechnisch veränderten Kartoffeln – Staatsregierung gefährdet Arbeitsplätze

Auf harsche Kritik von Michael Weichert, agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN im Sächsischen Landtag, stößt der Freisetzungsversuch gentechnisch veränderter Kartoffeln in der Gemeinde Nerchau (Muldentalkreis) durch das Chemieunternehmen BASF.
„Die Staatsregierung gefährdet mit ihrer positiven Haltung gegenüber gentechnisch manipulierten Lebensmitteln zahlreiche Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Allein im Muldentalkreis wirtschaften 13 Betriebe nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Die können ihre Produkte nicht mehr absetzen, wenn sie gentechnisch durch den Wind oder Bienen verunreinigt werden.“
Weichert verwies auf einen der größten Abnehmer von ökologischen Produkten, Baby-Kost-Hersteller Hipp. Inhaber Claus Hipp hatte bereits angekündigt, bei einer Zunahme der Gentechnik in Deutschland, keine Produkte mehr zu kaufen.  Auch die Wurzener Nahrungsmittel GmbH will nicht mehr in Sachsen kaufen, wenn der Anbau von gentechnisch veränderten Lebensmitteln weiterhin zunimmt. Konkret sieht der Wurzener Hersteller seine Produkte gefährdet, die durch den International Food Standard (ISF) zertifiziert sind. ISF-Produkte sind frei von gentechnisch veränderten Organismen und allergenfrei.
„So lange die Bienen fliegen und der Wind weht, sind Auskreuzungen von Gentechnik-Äckern nicht zu verhindern. Eine friedliche Koexistenz zwischen Gentechnik und anderer Landwirtschaft ist nicht möglich“, erläutert Weichert.
Sachsen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Schwerpunktland beim Anbau gentechnisch veränderter Lebensmittel entwickelt. Der Anbau hauptsächlich von Genmais legte allein zwischen 2006 und 2007 von 230 auf 568 Hektar nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zu.
Die Sächsische Staatsregierung begrüßt den Anbau von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, was sie in der Vergangenheit mehrfach dargelegt hat. So bezeichnet das zuständige Umweltministerium in einem Positionspapier Gentechnik als „Schlüsseltechnologie, die Nahrungsmittelproduktion und die Pflanzenzucht neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet.“