PM 2008-078: GRÜNE fordern – Jede zweite neue Professur bis 2020 an eine Frau
Sachsen gehört zu Schlusslichtern bei der Chancengleichheit in der Wissenschaft
Die GRÜNE-Fraktion fordert verstärkte Anstrengungen bei der Frauenförderung an sächsischen Hochschulen. Am kommenden Freitag wird ein entsprechender Antrag der Fraktion im Plenum diskutiert. Darin heißt es, dass bis 2020 jede zweite neue Professur an Frauen zu vergeben ist.
„Im Deutschlandvergleich liegt Sachsen bei der Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Wissenschaft ganz hinten“, erklärt Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion. „Studien zeigen, dass Chancengleichheit einen ganz wesentlichen Einfluss auf wissenschaftliche Exzellenz hat. Nicht umsonst sind die Freie Universität Berlin, die Georg August-Universität Göttingen, die Technische Universität München auch bei der Chancengleichheit von Frauen in der Spitzengruppe.“
An sächsischen Hochschulen studieren zwar ebenso viele Frauen wie Männer, aber deutlich weniger Frauen als Männer promovieren und habilitieren. Lediglich 14 Prozent der Professuren an sächsischen Hochschulen werden von Frauen wahrgenommen. Auch in den Hochschulgremien ist das Geschlechtergefälle deutlich: während in den künftig wegfallenden Konzilen immerhin zu knapp einem Drittel Frauen sitzen, kommen in den sächsischen Hochschulleitungen auf eine Frau fünf Männer. „Weil die Professur die zentrale und wichtigste Position im Hochschulwesen darstellt, muss jede Verbesserung der Chancen von Frauen in der Wissenschaft an dieser Stelle ansetzen. Deshalb fordern wir eine klare und machbare Zielsetzung, die sich auf die gesamte Personalentwicklung der Hochschulen auswirken muss“, so Gerstenberg.
Dass nur verbindliche Regelungen zu einem Erfolg bei der Frauenförderung führen, sieht der Hochschulpolitiker durch andere Bundesländer bestätigt: „Länder wie Niedersachsen und Berlin haben vorgemacht, dass durch ehrgeizige Zielvereinbarungen und flankierende gesetzliche Regelungen mit über 20 Prozent der Professuren deutlich mehr Frauen in die Spitzenpositionen der Wissenschaft kommen.“ Seit Anfang der 90er Jahre müssen in Niedersachsen 40 Prozent der Gremienvertreter weiblich sein – eine Regelung, die auch der grüne Hochschulgesetzentwurf vorsieht.
„Mit dem Ziel, jede zweite neue Professur an Frauen zu vergeben, soll eine Dynamik in der Personalentwicklung in Gang gesetzt werden. Dabei geht es uns nicht um eine starre Quote, sondern um eine Zielsetzung, die im Rahmen von Zielvereinbarungen von den Hochschulen eigenverantwortlich umgesetzt werden kann“, führt Gerstenberg aus.
Gerstenberg erwartet von der Koalition Zustimmung zum Antrag und damit deutliches Signal für Exzellenz und Chancengleichheit: „Mit ihrem Hochschulgesetzentwurf hat die Koalition bis jetzt eine große Chance für die Frauenförderung vertan. Mit einem Bekenntnis zu verbindlichen Regelungen zur Frauenförderung an den Hochschulen kann die Staatsregierung die längst überfällige gleichstellungspolitische Wende in der Wissenschaftspolitik vollziehen. Mit diesem Signal könnte auch Wissenschaftsministerin Eva-Marie Stange ihren Ansprüchen gerecht werden.“
Der Antrag „Exzellenz braucht Chancengleichheit – die Hälfte der neuen Professuren bis 2020 an Frauen“ (Drs. 4/10663)