PM 2008-168: GRÜNE warnen vor massivem Rückgang der Studierendenzahlen in Sachsen
Staatsregierung steht demographischer Entwicklung konzeptionslos gegenüber
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag warnt vor einem massiven Rückgang der Studierendenzahlen in Sachsen. Auf eine Große Anfrage der Fraktion räumte die Staatsregierung einen Rückgang der Studienanfänger um bis zu ein Drittel in den nächsten Jahren ein.
„Die demographische Entwicklung erreicht spätestens ab 2010 die sächsischen Hochschulen. Die Staatsregierung steht dieser absehbaren Entwicklung konzeptionslos gegenüber“, erklärt Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, Parlamentarischer Geschäftsführer und hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion GRÜNE.
Nach Aussagen der Staatsregierung gehen die Studienanfängerzahlen bis 2013 von derzeit rund 20.000 auf bis zu 15.000 jährlich zurück. Damit droht ein Rückgang der Studierendenzahlen von derzeit knapp über 100.000 auf ca. 65.000 Studierende im Jahr 2020. Der Rückgang ist vor allem auf die geburtenschwachen ostdeutschen Jahrgänge zurückzuführen, die künftig auf die Hochschulen zukommen. Besonders betroffen sind die Fachhochschulen.
Gerstenberg zufolge kann sich Sachsen diese Entwicklung nicht leisten. „Angesichts des sich abzeichnenden Akademikermangels muss alles unternommen werden, um die Studierendenzahlen zu halten. Dafür sollte vor allem der Anteil westdeutscher und ausländischer Studierender mindestens verdoppelt werden“, fordert der Hochschulpolitiker.
An den Hochschulen fehlt es dafür bislang oftmals an Konzepten. Vor allem die großen Universitäten in Leipzig und Dresden haben bisher keine Pläne entwickelt, wie sie verstärkt auswärtige Studierende anziehen wollen.
„Die notwendigen Maßnahmen der Studierendenwerbung sind finanziell unterausgestattet und teilweise falsch ausgerichtet. Darüber hinaus fehlen schlüssige Konzepte für Internationalisierung und die Steigerung des Frauenanteils in technikwissenschaftlichen Studiengängen“, kritisiert Gerstenberg. „Die im bundesweiten Vergleich restriktivsten gesetzlichen Regelungen zum Hochschulzugang schrecken berufserfahrene Bewerber ohne reguläre Hochschulreife regelrecht ab.“
Der hochschulpolitische Sprecher fordert die Staatsregierung zum zügigen Handeln auf. „Sieht man von den Planungen zu einer zweifelhaften Imagekampagne ab, hat das Wissenschaftsministerium das Problem des drohenden Studierendenrückgangs bisher schlicht verschlafen. Auch die Hochschulen selbst müssen geeignete Konzeptionen entwickeln. Dazu gehört, die Studierendenwerbung besser auszustatten und zielgerichtet auf Standorte und Studienangebote auszurichten. Die anstehende Novellierung des Hochschulgesetzes muss zur größtmöglichen Öffnung des Hochschulzugangs genutzt werden.“
Gerstenberg warnt die Staatsregierung vor einem weiteren Stellenabbau an den Hochschulen. „Der drohende Rückgang der Studierendenzahlen darf nicht dazu führen, dass die Hochschulen weniger finanzielle Zuwendungen bekommen oder die Personalausstattung verringert wird. Das würde die Arbeit der Hochschulen massiv gefährden. Das Gegenteil ist richtig: Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist durch eine berechenbare Finanzierung der Hochschulen zu unterstützen. Der Freistaat muss frühzeitig seiner Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung der sächsischen Hochschulen gerecht werden und eine Finanzierungsperspektive bis 2020 aufzeigen.“
Die Große Anfrage „Hochschulen in der demographischen Entwicklung“ (Drs. 4/10319) wird am Donnerstag, den 29. Mai, im Plenum des Landtages nach der Aktuellen Debatte behandelt.
Die Große Anfrage:http://www.landtag.sachsen.de/slt_online/de/infothek/dokumente/viewer.aspx?dok_art=Drs&dok_nr=10319&leg_per=4
Das Hintergrundpapier